MONUMENT

Album: „Abyss“ (Hummus Records)

Das Quintett aus der französischen Schweizerarbeitete in den letzten fünf Jahren ihr Debüt Album. Die enstandene Musik ist schwer zu beschreiben, da schon die Musiker aus den verschiedenen Richtungen kommen. Die Stilrichtung ist eine Mischung aus Alternativ, Noise, Industrial, Post Punk, einer Prise Jazz und Psychedelik. Es sind düstere grosse Songs mit wenig Worten und viel Musik, Keyboard und Gitarre geben den Ton an. Tanzbar ist diese Musik nicht. Sie fühlt sich oft an, wie die Luft vor einem Gewitter, und manchmal entlädt sich das Gewitter auch. Monument machen Musik, welche grosse internationale Beachtung verdient.

Fredi Hallauer

COBEE

Album: „Bloomer“ (Irrsinnig/Irascible)

Der Berner Cobee hat ein sehr kurzes Album veröffentlicht mit sieben Liedern und einem Skit, Dauer 21 Minuten. Er singt deutsch, aber meistens ist die Stimme verhallt und verzerrt und anderweitig elektronisch verändert, dass die Texte schwer verständlich sind. Zu hörens sind sonst viel Gitarren und Schlagzeug und Elektronik, dass ergibt einen Sound zwischen Alternativ, Indie und Postpunk. Musikalisch ist das Album eingängig, aber der Gesang macht es schwieriger.

Fredi Hallauer



BLIND BUTCHER

Album: „Catch 22“ (Irascible)

Das Luzerner Duo hat im letzten Jahr einen Kalender herausgegeben und man konnte jeden Monat ein neues Stück downloaden. Nun gibt es alle 12 Songs auf einem Album. Die Songs sind alle unterschiedlich und man kann die Jahreszeiten heraushören, für welche sie geschrieben worden sind. Stilmässig ist es kräftiger Elektropop mit satten Beats, teils elektronisch und analoges Schlagzeug. Wer ruhige Musik will, liegt hier falsch, denn es geht zur Sache, eher nervös und treibend, denn eine tolle Prise Postpunk ist auch noch dabei.

Fredi Hallauer

JAËL feat. VARIATON

Live: „Plattentaufe Sinfonia und Best Of Konzert“ im Casino Bern am 18. März 2023.

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Beim vierten Anlauf hatte es geklappt, Jaël konnte mit dem Variaton Orchester endlich das Album „Sinfonia“ taufen. Das grosse Orchester wurde von Droujelub Yanakiew geleitet. Aber beginnen wir am Anfang, da setzte sich Cedric Monnier an den Flügel und spielte ein wunderschönes Pianostück. Dann setzte das Orchester ein, mit dem Pianisten zusammen und Jael betrat singend die Bühne. Sofort entstand eine wunderbare, grossartige Atmosphäre, welche bis zum Schluss blieb und etwas magisches hatte. Jaël sang vor allem Songs aus ihrem letzten Album und ein paar ältere oder sogar sehr alte Songs, so als Best Off. Das Orchester setzte sich gut in Szene und auch solistische Einsätze gab es zu hören. Immer am Schlagzeug war Martin Fischer und an den Backing Vocals sang eine wunderbare Lindsay Ferguson. Durch sie kam die starke Stimme von Jaël noch besser zur Geltung und alles klang noch schöner. Jaël verstand es mit wenigen, aber guten Zwischenansagen die Magie zu erhalten und doch da und dort etwas zu erklären. Ab und zu spielte der Gitarrist Domi Schreiber mit, sang Backing Vocals und einmal ein Duett mit Jaël. Am Ende des ersten Teils spielte Cedric Monnier nochmals auf dem Flügel ein Solo. Der zweite Teil beinhaltete mehr ältere Songs und auch noch einen aus dem neuen Album, welches in zwei Wochen erscheint. Alizé Oswalde sang ebenfalls ein Duett mit Jaël. Als Zugabe gab es das Mani Matter Lied „Warum sit dir so truurig“ und dann kam noch Luki Zimmermann als Überraschungsgast auf die Bühne, wo er das bereits erwähnte neue Lied mitspielte und dann noch ein Stück mehr mit Domi Schreiber zusammen. Es folgten weitere Zugaben. Was die Musiker, Toningenieure und Lichtdesigner an diesem Abend geboten haben verdiente den Begriff, es war ganz grosses Kino.

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Fredi Hallauer

CORIN CURSCHELLAS

4CD Box „Colleziuns“ (TOURBOmusic)

Die Bündnerin steht seit 50 Jahren auf der Bühne. Sie sang in den verschiedensten Formationen, hatte ihre Solo-Jahre und singt heute romanische Volkslieder, welche sie mit anderen Sängerinnen und Musikerinnen wunderbar interpretiert. Diese 4-CD Box ist vor allem ihren Solojahren gewidmet und die Aufnahmen stammen von Alben, welche heute vergriffen sind. Zusammengestellt hat die 60 Songs Mathias Rüegg, der Spiritus Rector des Vienna Art Orchestras. Entsprechend ist diese Box in keiner Weise eine abschliessende «Best of»-Zusammenstellung, sondern dokumentiert hauptsächlich das Musikschaffen von Corin Curschellas zwischen 1990 und 2010. Es sind Lieder in Dialekt, Deutsch, Englisch, Französisch und Rumantsch, die in Studios von Graubünden, Zürich, Berlin, Wien, Paris, London und New York mit Musikern aus der Schweiz, Europa, Afrika und den USA aufgenommen wurden. Die Besetzungen auf den vier CDs dieser Box lesen sich wie ein «Who is Who» der kreativen Jazzszene und darüber hinaus. Die Stücke stammen aus den Alben: „Rappa Nomada“, „Sud Des Alpes“, „Grischonit“, „Goodbye Gary Cooper“, „Valdun“, „Music Loves Me“, dann aus verschiedenen Alben des Vienna Art Orchestras und unveröffentlichte Aufnahmen von 2022. Mit dabei sind 99 verschiedene Musiker:innen. Alles sind wunderbare Stücke mit der typischen starken Stimme von Corin Curschellas. Man hätte gut noch ein paar CD’s anfügen können mit ihren heutigen Sachen und mit Aufnahmen von vor der Vienna Art Orchestra Zeit und der Solo Zeit, wo sie in verschiedenen Formationen sang. Aber OK 60 Stücke sind bereits viele Lieder, obwohl wenn man das hört, bekommt man nicht genug.

Fredi Hallauer

ANDREAS SCHAERER & HILDEGARD LERNT FLIEGEN

Live: Mühle Hunziken am 16. März 2023

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Es waren 320 Sitzplätze in der Mühle Hunziken und alle besetzt. Auf der Bühne standen Andreas Schaerer und Hildegard lernt fliegen. Das Quintett um einen der innovativsten Jazzsänger und Komponisten war voller Spielfreude, natürlich auch Andreas Schaerer. Im ersten Teil spielten sie Ausschnitte aus dem neuesten Album und im zweiten Teil ein paar ältere Stücke. Der erste Teil war mehr durchkomponiert und im zweiten Teil war mehr Platz für Soli. Alle Musiker waren sensationell musikalisch und vielseitig. Die Stücke hatten Rhythmuswechsel, ja auch die Stimmung veränderte sich während dem Stück. Ein Song ging meisten etwas länger, oft über 10 Minuten. Im ersten Teil sang Andreas Schaerer viel Text im zweiten Teil hatte er Raum für seine Stimmimprovisationen. Er setzte die Stimme als Musikinstrumente ein, Beatboxte oder erzeugte damit allerhand Geräusche. Seine Ansagen waren oft Vielsagend nicht vielsagend, aber witzig. Er entschuldigte sich, dass sich das Publikum mit soviel Tönen auseinandersetzen musste. Neben den wilden Eskapaden der Bläser, erdete das satte Schlagzeug und der solide Bass die ganze Musik. Andreas Schaerer nannte die Musik „trümmlige Musik“ und man wurde wirklich etwas trümmlig davon, aber im positiven Sinne. Es zeigte sich einmal mehr, eine Band ab Konserve ist etwas anderes als eine Band live zu hören, vor allem wenn sie so zwischen Ernsthaftigkeit und Witzigkeit pendelt. Als Zugabe spielten sie mit Daumenklavier, Kontrabass, Stimme und drei Blockflöten, witzig und doch ernsthaft.

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Fredi Hallauer

THE RISING LIGHTS

Album: „Fever Dreams“

Die Ostschweizer Band bzw. das Trio besteht seit 10 Jahren und nun ist das Debüt Album da. Mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, mehrstimmigem Gesang und etwas Synthie zelebrieren sie Pop-Rock mit einem gehörigen Schuss 80iger Jahre. Die Songs klingen mitreissend und gut, auch der Gesang, ob Solo oder mehrstimmig, darf sich hören lassen. Die Gitarre soliert über Bass, Schlagzeug und Synthie. Die meisten Titel sind Up-Tempo Nummern, ab und zu ist eine Ballade dabei, bei welchen vielleicht evtl Schwächen im Gesang durchscheinen. Als Debüt sind die 10 Songs OK, aber auf die Dauer funktioniert das nicht so, wenn sich die meisten Songs sehr ähneln, bzw sich nicht auf Anhieb voneinander Unterscheiden lassen.

Fredi Hallauer

LUUMU

Album: „Elephant Love Song“ (TOURBOmusic)

Luumu ist ein Trio bestehend aus einer Sängerin, Komponistin und Pianistin, einem Bassisten und einem Schlagzeuger. Auf dem Album sind noch zusätzlich Streichinstrumente zu hören. Die Musik gehört irgendwo zwischen Jazz, Folk und Klassik, oder einfach zeitgenössische Musik. Meistens sind die Songs eher ruhig gehalten, aber das Schlagzeug oder der Bass schlagen durchwegs auch ein schnelleres Tempo an. Das Klavier bringt das jazzige und neoklassische dazu, die Streicher natürlich etwas klassisches. Die Stimme klingt warm, schön, Vertrauen erweckend und manchmal elfenhaft. So kann man einerseits diesen Klängen lauschen und sein Kopfkino einschalten, denn die Songs haben durchwegs etwas Cineastisches. Wer auf die Worte hört, wird auf den Boden der Realität zurückgeholt. Da gibt es Themen und Geschichten zur Zwischenmenschlichkeit, Umwelt und weitere aktuelle Themen. Es gibt aber nie einen Aufprall auf dem Boden der Realität, denn die Geschichten und Texte lassen einem sanft landen, können aber einem zum Nachdenken über dies und das zwingen.

Fredi Hallauer

OY

Live: Albumtaufe „World Wide We“ in der Turnhalle BeeFlat am 12. März 2023

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Bereits vor dem Konzert leuchteten in einer gebeamten Feldstecher Ansicht die Buchstaben OY in verschiedenen Farben, mal sichtbarer mal weniger. Dieses mystische blieb den ganzen Abend, das Lichtdesign war clever und das Geheimnissvolle nicht einfach mit Nebel erzeugt. Das Duo startete mit Synthies und Chorgesängen. Der Schlagzeuger ging an sein Instrument. Die Sängerin sang in drei verschiedene Mikrofone, ein normales, eines für Chöre und Loops und eines mit Autotune, damit sie mal wie ein Mann oder dann wie ein Kind tönte. Die beiden gingen  sehr gekonnt und kreativ mit der Technik um. Die Songs bekamen immer wieder kurze erklärende Einleitungen. Die Themen gingen unter die Haut, es handelte sich um Grenzenlosigkeit in Gender, in Nationen, in Hautfarben, es ging um Sichtweisen, Vorurteile und noch viel mehr direkt berührende Themen. Die Musik hatte aber etwas bewegendes, afrikanisches, ja manchmal fast beschwingtes und brachte so eine weitere Sichtweise hinein. Man wurde an diesem Abend immer wieder verunsichert und zum Nachdenken angeregt, aber auf eine sehr angenehme Art..

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Fredi Hallauer

TINU HEINIGER

Doppelalbum: „Heiniger Abend“ (Universal)

Tinu Heiniger, 77 jährig hat wieder einmal ein Album aufgenommen. Die meisten der 21 Lieder kennen diejenigen, welche regelmässig die Konzerte unter dem Motto „Heiniger Abend“ besuchten. Es sind aber hier Studio Aufnahmen zu hören in der Grundbesetzung der Heiniger Abend Konzerte, nämlich mit Hank Shizzoe an den Saiteninstrumenten von Gitarren bis Mandoline oder Bass und Michael Flury an der Posaune. Hank Shizzoe hat auch produziert. Ein paar Gäste ergänzen da und dort die Musik, am häufigsten Gert Stäuble am Schlagzeug. Sina singt bei einem Lied mit. Neben vielen Eigenkompositionen sind zwei adaptierte ältere Lieder zu hören, nämlich „Mätteli“ und „Heimetvogel“, ein übesetztes von Bob Dylan und eines von Fabrizio De Andrè, eines von Mani Matter und eines von Polo Hofer. Dazu kommt der „Wabash Blues“ als Melodie. Es ist ein wunderbares Altersalbum geworden, melancholisch, mit Erinnerungen an früher und wie schön es war. Es ist ein harmloser Tinu Heiniger und er hat das kritische weitgehend verloren. Etwas störend wirkt bei vielen Liedern der starke Hall, nicht nur auf der Stimme. Ein Album um sich zurückzulehnen und zu träumen wie es war und was noch sein könnte,

Fredi Hallauer