LITTLE WINGS

Album: „Lüt eso win är“

Little Wings sind Isabelle Ritter (Gesang, Glockenspiel, Melodica und Perkussion) und Jeremias Keller (E-Bass, Melodica, Gesang). Die beiden fanden vor einigen Jahren an der Jazzschule zusammen und interpretierten Beatles, Bob Dylan, Rolling Stones und eben Mani Matter neu. Nun haben sie im Wohnzimmer 17 Mani Matter Lieder neu interpretiert und aufgenommen. Die Melodien kennt man, wenn auch da und dort der Sprechrhythmus etwas geschoben wurde. Wichtig ist, dass Mani Matter in diesen Interpretationen neu tönt, aber eigentlich sind es immer noch die alten Lieder. Durch die höhere Frauenstimme, welche filigran und manchmal ein wenig verletzlich tönt, gibt es einen neuen Klang. Mani Matter tönte aber sehr ähnlich einfach männlich und tiefer. Dazu kommt das fantasievolle Bassspiel, anstelle der Gitarre. Beides tönt irgendwo einfach ist es aber nicht. Little Wings haben Mani Matter auf einen neuen Level gehoben und durch die andere Interpretation hört man wieder viel besser auf die Texte und an denen kann niemand rütteln.

Fredi Hallauer

NUBYA

Album: „Coming Home“

Die Basler Sängerin ist endlich wieder mit einem neuen Album da. Ihre Stimme tönt frisch wie immer und ihre Musik ist tanzbarer R’n’B. Diese beiden Eigenschaften setzt sie aber sehr vielseitig ein. Es sind rockige Stücke zu hören, aber dann wird es wieder leichter, oder grooviger. In ihren Songs behandelt sie Themen wie gegen das ewige Kopfnicken zu allem und jedem, oder über die Schwierigkeiten aus einem eigenen Kreis auszubrechen. Natürlich kommen auch die verschiedensten Fragen und Probleme und Schönheiten von Beziehungen zum Zuge. „Glorious“ ist eine erstklassige Stadionhymne. Mit „Get There“ legt Nubya einen Reggae aufs Parkett, der sich gewaschen hat. Das ist ein gelungenes Popalbum mit Niveau.

Fredi Hallauer

LITTLE WINGS

Live: Albumtaufe „Lüt eso win är“ in der La Cappella am 5. Mai 2024

Bild Kathrin Hallauer

Little Wings, das sind Isabelle Ritter (Gesang, Melodica, Glockenspiel, Perkussion) und Jeremias Keller (Elektrobass, Melodica Gesang). Die beiden haben sich 17 Lieder von Mani Matter heraus gepflückt und sie gewendet, gedreht, auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt und so sind ganz eigene Versionen von Mani Matters Lieder entstanden. Schon die Besetzung Frauengesang mit E-Bass gab den Liedern eine neue Note. Wer dann die schöne, feine, sensible und manchmal leicht brüchige Stimme von Isabelle Ritter kennt, kann sich vorstellen, wie das tönte. Das waren nicht einfach weitere Interpretationen dieser Lieder, nein es waren wirkliche Neuinterpretationen. Das melodiöse und perkussive Bassspiel plus die Perkussion, das Glockenspiel oder die Melodica brachte dann noch Energie in die Lieder oder auch etwas Szenisches.

Bild Kathrin Hallauer

Da Mani Matters Lieder kurz sind, spielte das Duo im zweiten Teil Songs von Bob Dylan, den Beatles, den Rolling Stones und den Doors. Da wurde es oft kraftvoller, sowohl vom Gesang als auch vom Bassspiel her. Die Balladen wie „Black Birds“ klangen dann wieder filigran. Ein wundervolles Konzert mit nur Neuinterpretationen von bekannten Songs und Liedern, die man so noch nie gehört hat. Die Messlatte wurde hoch gesetzt.

Bild Kathrin Hallauer

Fredi Hallauer

REVEREND BEAT MAN AND THE UN-BELIEVERS

Album: „Get On Your Knees“ (Voodoo Rhythm Records)

Was Reverend Beat Man mit seinen Un-Believers hier bietet, ist wiederum wunderschön schräg. Die Musik ist wohlklingender Americana, ja manchmal Country, das Schlagzeug hämmert schräg hinein und dann kommt Reverend Beat Man’s dunkle Stimme, rau und wild dazu. Er singt nicht nur, er predigt und bittet die Hörer:innen auf die Knie, er betet und fleht Gott an, ihn vor der Hölle zu schützen, lässt die Glocken für sich läuten und dann wird er wieder ungläubig und singt genau das Gegenteil. So wie ich die Texte verstehe, ist das keine Blasphemie, sondern die Auseinandersetzung zwischen gläubig und ungläubig sein. Diese Auseinandersetzung ist gut gelungen und erst noch ein Genuss.

Fredi Hallauer

MATTIU

EP: „Da Casa“ (Radicalis Music/The Orchard)

Der Bündner, welcher rätoromanisch singt, ist mit einer weiteren EP wieder da. Auf den sechs Songs singt er wiederum rätoromanisch und bei einem Song zusammen mit einem Chor. Der junge Mann singt moderne Popsongs auf rätoromanisch und zeigt, dass dies geht. Der Gesang ist immer im Vordergrund und Gitarre oder andere Instrumente und gelegentlich ein wenig Elektrobeat unterstützen die Lieder. Es sind sensible Lieder zum Zuhören, filigran und auch ein wenig verletzlich gesungen. Ein schönes Stück moderner Popmusik, ohne 0815 zu sein.

Fredi Hallauer

SOULFLIP ORCHESTRA

Album: „Galaxy“ (Escudero Records)

Das Soulflip Orchestra kommt aus der französischen Schweiz und besteht aus bis zu acht Musikern. Live sind nicht alle zu sehen, da der Platz zum Tanzen auf der Bühne gebraucht wird. Auf dem Album sind natürlich alle zu hören. die Band hat zwei Sängerinnen, Trompete, Saxofon und Posaune, Keyboards, DJ, Gitarre und Perkussion. Sie spielen Tiefbass Electroswing. Genau dieser Begriff trifft zu. Schon bei den ersten Tönen juckt es einem in den Beinen. Der Bass brummt und pumpt und darüber werden Riffs geblasen. Ein wundervoller Sound. Wenn dann erst noch die beiden Frauen abwechselnd singen, mit ihren unterschiedlichen Stimmen, dann wird es auch noch richtig schön. Das Besondere an diesem Elektroswing Album ist, dass die Stücke und Songs sehr unterschiedlich sind, also alles sehr abwechslungsreich. Ein Album zum Entdecken.

Fredi Hallauer

MARC TSCHANZ

Album: „Örgeli House“

Marc Tschanz ist ein 26-jähriger Schwyzerörgelispieler aus dem Jura, welcher die Grenzen mit dem Instrument und der Musik auslotet. Das Album beginnt mit fast traditioneller Musik, vielleicht hat es ein paar Synkopen, mehr dabei oder witzige Harmoniewechsel. Dann geht es aber plötzlich ab, bei dem zweiten Stück jagt er einen Housebeat aus den Lautsprechern und das Schwyzerörgeli duelliert sich mit einer E-Gitarre dazu. Es folgt ein sehr traditionelles Stück mit Chlefeli und Jutz. Dazwischen spielt er alle möglichen und unmöglichen Stile auf diesem Instrument, mal jazzig, mit Trompete oder Klarinette dazu oder wieder eher in Richtung Country. Housebeat gibt es dann auch noch einmal. An diesen elektronischen Beat Klängen muss noch gefeilt werden, irgendwie beissen sie sich mit dem analogen Örgeli. Dieser ganze Mix überrascht nicht, wenn man weiss, dass er bei Daniel Thürler das Schwyzerörgeli Spiel erlernte und nun zum Trio Thürler Mosimann gehört. Marc Tschanz gehört jetzt schon zu den grossen Erneuerern der Schwyzerörgeli Musik, ohne die Tradition zu verleugnen. Ein heisses Album.

Fredi Hallauer

HEIMWEH

Live: „Freud am Läbe“ Tournee im Kursaal Bern am 27. April 2024 um 20 Uhr

Bild Kathrin Hallauer

Die Schweizer Sängergruppe, oder wie sie sich nennen, die Sängerknaben sind wieder unterwegs und machten auch in Bern im Kursaal halt. Acht Männer aus Schwyz, Uri, Luzern, Bern, Glarus und Appenzell plus eine starke rockige Band bevölkerten die Bühne. Dieser Heimatpop kommt immer noch ausgezeichnet an. Im Programm waren viele alte, aber auch neue Lieder und alles neu aufbereitet, auch optisch. Die Männer erzählten ihre Geschichten und sangen dann die Lieder, welche zur Geschichte passte. Sie gaben sich nicht mehr wie Jodler, sondern wie Popstarjodler und -sänger. Der Sound war stark, auch im Raumklang und das Licht wurde hervorragend eingesetzt.

Bild Kathrin Hallauer

Kurz vor dem Ende kam richtig Stimmung auf, im ausverkauften Kursaal, d.h. das ländliche Publikum, klatschte, sang, stand auf und machte mit. Als dritte Zugabe sangen Heimweh „Rosmarie“ und der Kursaal sang mit, der Text wurde projiziert. So fand dann das Konzert nach fast zwei Stunden (plus Pause) ein wunderschönes Ende.

Bild Kathrin Hallauer

Fredi Hallauer

THE WISE FOOLS

Album: „The World Is A Freakshow“

Die Berner Rockband ist mit ihrem zweiten Album am Start. Ihre Musik tönt eingängig und trotzdem sehr ausgeklügelt. Melodien, Gitarrensoli, Grunge, und tiefgründige Texte, all das gibt es zu hören. Ihre Songstrukturen sind oft überraschend, da erklingen Melodien, ein Break folgt und darauf dann noch eine solierende Fuzzy Gitarre. Der Gitarrist versteht es, die verschiedensten Sound zu nutzen und das tut er, mit immer genug Dreck unter den Fingernägeln, einfach so richtig herrlichen Rock. Die Sängerin mit etwas tieferer Stimme passt bestens dazu. Sie und der Gitarrist sind nicht nur Geschwister im Leben, nein auch Gesang und Gitarre gehen da und dort den gleichen Weg, bevor dann die Stimme oder die Gitarre ausbrechen kann und darf. Aber da gibt es noch den Bass und das Schlagzeug. Beide sind vordergründig unauffällig, dem Bass muss man genau zuhören, dann findet man die Feinheiten, sonst ist er einfach wichtig und solide. Der Schlagzeuger trommelt oft einfach mal den Beat, gut, unauffällig und plötzlich hämmert er einen Break oder verfällt in einen komplexen Beat, klar, laut und deutlich. Diese Musik kann man tanzen und es macht auch Spass dieser Band zuzuhören.

Fredi Hallauer

DINO BRANDÃO

Album: „Self Inclusion“ (Two Gentlemen)

Dino Brandão hat nun sein erstes Soloalbum fertiggestellt. Dabei hat er fast alles selbst gemacht. Das Resultat ist ein spannendes, musikalisch vielseitiges und offenes Album. Er spielt sich durch Indie Latin, haucht alles jazzig an, liebäugelt mit Pop und hat einen herrlichen Groove. Schon der Sound ist unbeschreiblich, speziell und schön. Häufig dominiert eine Basslinie, leichte Drums und darüber seine hohe Stimme, um dann der Trompete Platz zu machen, oder Backing Keyboards. Dino Brandão singt englisch über die Welt, mit einer kindlichen Hoffnung, dass alles gut wird, aber auch über die Menschheit, sich selbst und Gesundheit gibt es Lieder zu hören. Das ist ein Album, welches deutlich aus der grossen Masse heraussticht und darum in Bestenlisten gehört. Geheimtipp und Empfehlenswert.

Fredi Hallauer

FROM KID

EP: „Sunset Shivers“ (Orchard)

From Kid hat eine fünf Songs EP veröffentlicht. Musikalisch ist es Elektropop. Der Gesang gehört in die aktuelle Gesangsform mit viel Gefühl und viel Kopfstimme. So gesehen fällt diese EP nicht besonders auf, wenn man auf die englisch gesungenen Texte hört, hebt sich From Kid vom Durchschnitt ab. Er singt über kritische Überlegungen zu unserer Gesellschaft, über die Natur und über Selbstüberwindung. Eine EP, die man sich durchwegs anhören kann, aber nicht muss.

Fredi Hallauer

LUCKY WÜTHRICH

Live: „My Kind Of Music“ Tour im Casino Theater Burgdorf am 20. April 2024

Bild Kathrin Hallauer

Im Casino Theater Burgdorf wurden im Parkett alle Sitze entfernt und es war viel Platz für alle, welche tanzen wollten. Auf dem Balkon waren die Sitzplätze und wer einen Sitzplatz hatte, konnte auch tanzen gehen. Tolle Voraussetzungen für das angesagte Konzert. Es startete die Band, Hammond/Keyboard, Bass und Schlagzeug. Nachdem vor allem der Hammondspieler eingeheizt hatte, trat Lucky Wüthrich aus den Vorhängen. Er legte gleich kräftig los und reihte Song an Song, nahtlos aneinander, bis er nach einigen Stücken das Publikum begrüsste, die Band vorstellte und weiterfuhr mit seiner Songkette. Die Musik bewegte sich von bluesigem Gospel, zu klassischem Blues, Countryblues bis zu poppigen Balladen und Funkyblues. Eine wunderbare Version von „Papa was a rolling stone“ liess das Publikum mitsingen. An diesem Song war alles schön, das Arrangement und die Soli, wie auch der Gesang. Alle drei Mitmusiker konnten singen und taten das öfter, sodass ein dreistimmiger Harmoniegesang entstand oder auch als Respond eingesetzt. Alle Musiker auf der Bühne waren hervorragend. Lucky Wüthrich beherrschte die Gitarre und spielte sie sehr lässig auf seine schlaksige Art. Seine Stimme packte das Publikum und so nach einer Stunde war richtig Stimmung im Saal. Ein tolles Konzert.

Bild Kathrin Hallauer

Fredi Hallauer

LONE ASSEMBLY

EP: „That Never Happened“ (Irascible)

Das Genfer Quartett bringt mit Stimme und Musik ihre Themen auf den Punkt. Sofort fällt die Stimme auf, Bariton, dunkel und sehr schön und warm, sind die Attribute. Musikalisch gehören sie zwischen Postpunk und Sinthie Pop Crossover, alles sehr schwarz. Kein Wunder die EP ist einer verstorbenen Schwester eines Bandmitgliedes gewidmet. Mit diesem Sound und der Stimme bietet die Band eine sehr hohe Ästethik. Das ist eine Debüt-EP mit fünf Songs und 19 Minuten Spielzeit. Gerne würde man hier länger zuhören.

Fredi Hallauer

KING ZEBRA

Album: „Between The Shadows“ (Frontiers Records)

King Zebra ist eine Melodic Hardrock Band aus dem Raum Zürich. Die Band baute Eric St. Michaels um sich herum auf. Der charismatische Sänger wurde mit seiner Band China bekannt. Seit 2017 mischen sie die Rockszene, national wie international auf. Zu hören sind Gitarren mit Tempo und den höchsten Tönen oder einfach Gitarrenbretter, ein treibendes Schlagzeug und ein entsprechender Bass. Dazu natürlich der Sänger mit viel Erfahrung, sowohl im Singen wie im Song schreiben. So sind hier elf Songs mit Qualität zu hören. Wer guten Rock mag, mit Gitarren und einem Sänger zwischen singen und shouten, alles melodisch, der liegt hier richtig.

Fredi Hallauer

CLOUDRIDE

EP: „The Verything“

Die fünfköpfige Basler Band gibt ein neues Zeichen von sich, und zwar ein sehr deutliches. Ihre EP mit fünf Songs und dreissig Minuten Spielzeit ist währschafte Kost. Ihr schwerer, ja schwerfälliger, lethargischer Rock strahlt Magie aus, dass man immer weiter zuhören muss und am besten immer wieder. Das Gitarrenbrett ist allgegenwärtig, der Gesang gut im Sound eingekleidet und die Musik erzählt die Geschichten ziemlich deutlich mit. Die Arrangements sind ausgeklügelt, so wird der Gesang mal von Drums und Bass begleitet, bevor dann die wilden Gitarren aufkreuzen. Cloudride lässt uns da auf Sturmwolken reiten.

Fredi Hallauer