CORIN CURSCHELLAS

4CD Box „Colleziuns“ (TOURBOmusic)

Die Bündnerin steht seit 50 Jahren auf der Bühne. Sie sang in den verschiedensten Formationen, hatte ihre Solo-Jahre und singt heute romanische Volkslieder, welche sie mit anderen Sängerinnen und Musikerinnen wunderbar interpretiert. Diese 4-CD Box ist vor allem ihren Solojahren gewidmet und die Aufnahmen stammen von Alben, welche heute vergriffen sind. Zusammengestellt hat die 60 Songs Mathias Rüegg, der Spiritus Rector des Vienna Art Orchestras. Entsprechend ist diese Box in keiner Weise eine abschliessende «Best of»-Zusammenstellung, sondern dokumentiert hauptsächlich das Musikschaffen von Corin Curschellas zwischen 1990 und 2010. Es sind Lieder in Dialekt, Deutsch, Englisch, Französisch und Rumantsch, die in Studios von Graubünden, Zürich, Berlin, Wien, Paris, London und New York mit Musikern aus der Schweiz, Europa, Afrika und den USA aufgenommen wurden. Die Besetzungen auf den vier CDs dieser Box lesen sich wie ein «Who is Who» der kreativen Jazzszene und darüber hinaus. Die Stücke stammen aus den Alben: „Rappa Nomada“, „Sud Des Alpes“, „Grischonit“, „Goodbye Gary Cooper“, „Valdun“, „Music Loves Me“, dann aus verschiedenen Alben des Vienna Art Orchestras und unveröffentlichte Aufnahmen von 2022. Mit dabei sind 99 verschiedene Musiker:innen. Alles sind wunderbare Stücke mit der typischen starken Stimme von Corin Curschellas. Man hätte gut noch ein paar CD’s anfügen können mit ihren heutigen Sachen und mit Aufnahmen von vor der Vienna Art Orchestra Zeit und der Solo Zeit, wo sie in verschiedenen Formationen sang. Aber OK 60 Stücke sind bereits viele Lieder, obwohl wenn man das hört, bekommt man nicht genug.

Fredi Hallauer

TINU HEINIGER

Doppelalbum: „Heiniger Abend“ (Universal)

Tinu Heiniger, 77 jährig hat wieder einmal ein Album aufgenommen. Die meisten der 21 Lieder kennen diejenigen, welche regelmässig die Konzerte unter dem Motto „Heiniger Abend“ besuchten. Es sind aber hier Studio Aufnahmen zu hören in der Grundbesetzung der Heiniger Abend Konzerte, nämlich mit Hank Shizzoe an den Saiteninstrumenten von Gitarren bis Mandoline oder Bass und Michael Flury an der Posaune. Hank Shizzoe hat auch produziert. Ein paar Gäste ergänzen da und dort die Musik, am häufigsten Gert Stäuble am Schlagzeug. Sina singt bei einem Lied mit. Neben vielen Eigenkompositionen sind zwei adaptierte ältere Lieder zu hören, nämlich „Mätteli“ und „Heimetvogel“, ein übesetztes von Bob Dylan und eines von Fabrizio De Andrè, eines von Mani Matter und eines von Polo Hofer. Dazu kommt der „Wabash Blues“ als Melodie. Es ist ein wunderbares Altersalbum geworden, melancholisch, mit Erinnerungen an früher und wie schön es war. Es ist ein harmloser Tinu Heiniger und er hat das kritische weitgehend verloren. Etwas störend wirkt bei vielen Liedern der starke Hall, nicht nur auf der Stimme. Ein Album um sich zurückzulehnen und zu träumen wie es war und was noch sein könnte,

Fredi Hallauer

LASLA GUZZI

EP: „Riise Durenand“

Das Zürcher/Aargauer Quartett um Manuel Diener, der aus dem Poetry Slam kommt, veröffentlichen vier Lieder. Es ist Mundartpop der sich zeigen darf. Das Gewicht liegt auf den Texten, aber die Musik transportiert diese Texte gut. Es sind vier Geschichten, teils leichter Nonsens wie bei „Motor“ oder in „Nur na schnell“ geht es um die Aussage des Titels und was dann so oft passiert, ein witziger Text zum Nachdenken. Auch der Titelsong hat es in sich und es ist das bester der vier Lieder.

Fredi Hallauer

RITSCHI

Album: „Irgendöppis isch immer“ (Sony Music)

Ritschi ist mit einem neuen Album da. Produziert hat es Adrian Stern und es ist eine sehr gute Produktion. Mirgeschrieben haben an Text und Musik, Adrian Stern, Kunz, Noah Veraguth, Lichtenhahn und Dana. Zwei Lieder hat Ritschi selber geschrieben und getextet. Diese Vielseitigkeit wirkt sich sehr positiv auf das Album, 10 Songs, aus, da alle ihre eigene Handschrift mit einbrachten. Vor allem gibt es eine musikalische Vielseitigkeit im Genre Pop. Dieses Album ist ein tanzbares, modernes Mundartpop Album bei dem Effekte und Elektronik zu den analogen Instrumenten zugefügt wurden, aber alles in einem sehr vernünftigen Mass. Das Audioitune wurde einmal sehr deutlich aufgedreht, aber nicht mehr. Der Gesang von Ritschi ist sauber und bodenständig, auch seine Kopfstimme tönt OK und nicht zu oft. Die Lieder handeln vom Alltag, vom leben und der Liebe. Es sind witzige Ideen zusammen gekommen, wie beim Titellied. Das Album bereitet Freude und macht Spass und darf unter die Besten seiner Solokarriere eingeordnet werden.

Fredi Hallauer

ESMERALDA GAIDA & TO ATHENA

EP: „Wältuntergang“ (Mouthwatering Records)

Die beiden Freundinnen, Esmeralda Gaida aus Zürich und To Athena aus Luzern vereinigten ihre Kreativität und machten zusammen diese Mundart EP. Neben ihren beiden Stimmen sind noch elektronische Grooves und Good Vibes dabei, welche der Produzent Linus Gmünder zufügte. Die ganze EP ist keine leichte Kost, die Texte sind ehrlich und direkt und trotzdem nicht auf das erste Hören gut zu verstehen, sowohl akustisch wie vor allem in Bezug auf die Bedeutung. Die Klänge sind zwar good Vibes, trotzdem tönt es irgendwie leicht grau oder vielleicht wie Hochnebel durch den die Sonne drückt. Das Titellied ist sehr gut gelungen und ist für die Gehörgänge am einfachsten und verbreitet trotz dem schwierigen Thema, Spass.

Fredi Hallauer

TROUBAS KATER

Album: „Karma & Kaviar“

Das Oktett aus dem Raum Bern präsentiert sein viertes Album. Es ist ein textlich wie musikalisch gelungenes Werk. Sie haben sich spezielle Rhythmen angeeignet bei „Tüüfuskralle & der Mond“, aber auch beim Titelsong jagen sie einen Ska Beat hinein. Immer wieder sind musikalische Überraschungen auszumachen. Die Musik fetzt so richtig daher und lässt uns so die schwierigen Themen der Texte besser verdauen. Die Situation, das wir alles kaufen und verkaufen können sogar das Karma ist ebenso Thema wie der Klimawandel oder die Angst. In „Bänker & Buur“ teilen ein Bänker und ein Bauer das Geld und das Essen und auch die Rollen. Eine geniale Idee und gut ist das Lied auch noch geworden. Der Humor kommt nicht zu kurz und das Oktett versteht es musikalisch und textlich mit dsen Augen zu zwinkern. Spätestens mit diesem Album schrauben sich Troubas Kater in die höchste Liga

Fredi Hallauer

11Ä

Album: „Elixier“ (Equipe Music)

Fünf Jahre nach dem Debüt Album von 11Ä (sprich Elfe) folgt das zweite Album. In den fünf Jahren hat 11Ä ihren Stil gefunden. Wichtig sind ihr die Texte und jetzt hat sie auch die Möglichkeit entdeckt zu singen. Somit ist der Sound ziemlich popig geworden, man könnte dem Indie HipHop sagen. Auf alle Fälle ist die Musik eingängig. Das Album ist sehr sauber produziert und jedes Wort von 11Ä ist genau zu verstehen. Wie schon gesagt, wichtig sind ihr die Worte. Hier singt also eine Frau, Mutter und Unternehmerin und bietet einem ein Elixier für die verschiedensten Lebenslagen an. Sie singt als Frau für Frauen und Männer. Sie erklärt die Liebe, das Flirten und mehr für Männer und Frauen aus der Sicht der Frau. „Wie sie luegt“ ist so ein Lied oder „Spiel“. Aber auch eine bessere Welt wünscht sie sich, oder Erinnerungen an früher werden wach und vieles mehr. Etwas irritierend wirkt, dass der Sounbd und der Textflow öfters an andere Berner:innen erinnert, welche grosse Erfolge feierten. Ist das Zufall oder Absicht. So ist natürlich etwas schwieriger sich eigenständig zu positionieren. Egal die Lieder sind gut und dieses Album auch.

Fredi Hallauer

DÄNU EXTREM AND THE CHEMTRAILS

Album: „Jam Live“ (Dex Records)

Dänu Extrem ist zurück oder einfach immer noch da und das so gut wie noch selten. Mit ihm eine Band von sechs Musikern. Herausgekommen ist ein rauher, rockiger, bluesiger Sound. Seine Texte sind m „al Wortspiele „mir si zäme da, also wei mir zäme gah“ zum anderen aber auch aufmüpfige und kritische Texte, wie der schöne Blues „Mache was ich wott“ oder „Alte wysse Maa“. Zum Abschluss gibt es eine neue Version vom „Plätzli a der Sunne“ unter dem Titel „Warum“. Es tut immer gut sich die Lieder von Dänu Extrem anzuhören, vorallem wenn sie auch mit so guter Musik ausgestattet sind.

Fredi Hallauer

CHURCHHILL

Live: Albumtaufe „Bissoguet“ in der Mühle Hunziken am 6. Januar 2023

Bild Fredi Hallauer

Churchhill in der ganz grossen Besetzung mit der dreiköpfigen Hornsection, Keyboard, Gitarre, Bass und Schlagzeug, plus den beiden Rappern starteten ein fulminantes Konzert in der rappelvollen Mühle. Sie spielten und rappten sich durch das neue Album und hatten auch ein paar ältere Songs in ihrem Repertoire. Es war eine grosse Party, die Musiker wurden bei ihren Soli angefeuert, grossartig. Der Sound war sehr gut und die Texte gut verständlich. Live haben sie den Audiotune nicht eingesetzt und so tönte alles nach 100% Churchhill. Die Rapper hüpften auf der Bühne herum wie Jungspunde und animierten das Publikum das Gleiche zu tun, was es auch tat. Stilmässig blieben sie breit, aber es war immer HipHop. Nach der Pause starteten sie ruhiger mit „Animalisch“, das ein tolles berdeutsches Lied ist. Dann ging es wieder richtig los und fast am Schluss trat noch Special Guest La Nefera auf die Bühne, welche zuerst einen eigenen Song auf Spanisch rappte mit Begleitung der ganzen Band und nachher mit Churchhill das Lied „Musig La Rede“.

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Noch ein Schlussbouquet gespickt mit verschiedenen Soli und Zugabe und die grosse Party fand ein schönes Ende.

Bild Fredi Hallauer

Fredi Hallauer

Album: „Bissoguet“

Die Gürbetaler schlagen wieder zu und lassen uns tanzen. Die Rapper haben sich wieder tolle Geschichten, ein bisschen höheren Blödsinn und einiges an gesellschafts relevanten Texten einfallen lassen. Transportiert werden die Mundarttexte mit einer siebenköpfigen Band, welche alle musikalischen Register zieht. Es gibt HipHop, Reggae, Funkgwürzt mit weiteren Zutaten aus der Popmusik. Ab und zu tönt es Audiotune und somit nahe an Lo & Leduc. Die Texte sind oft sehr schnell gesungen oder gesprochen, Ohren spitzen und schnell schalten ist angesagt, lohnt sich aber bei den meisten Liedern. Ben Mühlethaler hat aufgenommen und gemischt. Bei „Musig La Rede“ gibt es Latinrhythmen und La Nefera rappt spanisch kräftig mit. Für mich einer der Höhepunkte, ein anderer Höhepunkt ist die verschleppte Reggae Nummer „Venedig“. Ich glaube Umweltzerstörung kann man nicht besser beschreiben ohne Zeigefinger. Churchhill zeigen, dass sie nach vielen Jahren immer noch dazu gehören und auch etwas zu sagen haben.

Fredi Hallauer

PRONTO

Album: „Luno V“ (Universal)

Der Solothurner Rapper, Sohn eines Schlagzeugers mit Wurzeln in Ghana hat ein neues Album aufgenommen und produziert. Er rappt da, teils wahrscheinlich Mundart und in einem Sprachengewirr. Alles ist so seltsam verhallt und/oder so genuschelt das man schlichtwegs kaum ein Wort versteht. Die Sounds, pure Elektronik, sind zum Teil recht interessant. Das Album ist aber nicht überwältigend.

Fredi Hallauer