KASCHMIR

Album: „Gold“ (kaschmirband.ch)

Da kommt noch ein Album daher, das sich gewaschen und unheimlich stark und eigenständig ist. Aber beginnen wir von vorne. Der Band Name hat nichts mit Geografie oder Wolle zu tun, man lese ihn auf Schweizerdeutsch. Die Band ist ein Quartett bestehend aus Jessie Wezel am Gesang, E-Gitarre und akustische Gitarre; Thomas Marmier, Gitarren, Mandoline und Chörli; Philippe Mathys am Schlagzeug und Luca Leombruni am Kontrabass und E-Bass. Musikalisch ist es entspannter Americana und dazu der Gesang von Jessie Wetzel mit einer sehr jungen Stimme aber gereiften Texten. Sie plappert in Gesangsform über das Leben, das Scheitern und den Tod in einer sexy Art, wie es noch nie oder sehr selten in Mundart gehört wurde. Dazu immer die wunderschöne Musik mit E-Gitarren, Lapsteel Gitarre, wiegendem Bass. Aber wer sich so schön aufgehoben fühlt in diesen Klängen wird plötzlich durch andere Töne geweckt und dann kommt dazu eine Textzeile die zu denken gibt. Ein sehr cleveres Bandkonzept und Mundartpop den man so noch nie gehört hat. Achtung dieses Album kann süchtig machen.

Fredi Hallauer

MÜSLÜM

Album: „Popaganda“ (Muve Recordings)

Müslüm, der Mann mit der Monobraue und den farbigen Anzügen ist zurück und sagt uns wieder seine Meinung. Die Musik ist vielseitig , angereichert mit orientalischen Rhythmen, aber auch Reggae-Einflüsse oder Latin ist dabei. Mitgewirkt haben nur die besten Musiker aus der Schweiz und der Türkei. Die Musik ist bei Müslüm nur das Trägermaterial für seine Texte. Er singt von den Ungerechtigkeiten auf der Welt, vom Mensch der einfach irgendwie daneben ist und niemand weiss warum, alles Andere, vor allem das Geld ist wichtiger. Die Texte sind witzig, satyrisch mit Tiefgang, beim Anhören wird man auch zum nachdenken angeregt. So ist das toll, das Tanzbein schwingen, Party machen, vielleicht nicht selber herumalbern, sondern dazu diese Texte wirken lassen. Das wäre im Sinne von Müslüm für eine bessere Welt. Vielleicht braucht es wirklich nicht soviel dazu, wenn jeder/jede etwas dazu beiträgt. Müslüm wird uns mit seinen neuen Songs dazu aufrütteln.

Fredi Hallauer

FRÄULEIN LUISE

EP: „Kleine Freiheit“

Die Zürcher Band, zwei Frauen und zwei Männer, machen Mundart- und Deutsch Indie Pop. Ihr Ziel ist es leichte Musik zu machen, luftig und bekömmlich und das ist ihnen bei allen fünf Liedern gelungen. Die Texte haben es aber in sich. Sehr stark ist „Eusi Stadt“, darin wird die Stadt besungen wo nur der Strich lebt und ein Mensch einsam ist, süchtig wegen der Einsamkeit und einsam wegen der Sucht. Die anderen Lieder gehen um Liebe, Einsamkeit, Geborgenheit und zwischenmenschliche Beziehungen, auf eine sehr schöne Art. Eine starke EP.

Fredi Hallauer

BRANDHÄRD

Album: „Bländet vom Liecht“ (Radicalis)

Die Basler Mundart Rap Combo ist wieder zurück, rechtzeitig zum 25 jährigen Bestehen. Das ist ihr 7. Album und sie tönen wie immer. Die Texte sind vielleicht etwas reifer, die Beats und die Musik zeitgemäss, aber die Themen und die Selbstironie sind geblieben. Sie erzählen vom Alltag, der bevorstehenden Apokalypse oder dem Wahnsinn in dem wir leben. Trotzdem es ist nie ein hoffnungsloses Album. Die Millenians werden besungen, wo sie selber dazu gehören. Kurz gesagt Brandhärd ist Brandhärd und die waren eigentlich immer gut. Ihre Flows sind stark. Brandhärd gehört neben Chlyklass und Breitbiöld zu den Mundart Olds School Rap Combos, welche sich immer noch auf die Bühne wagen und neue Alben machen.

Fredi Hallauer

LO & LEDUC

Album: „Luft“ (Bakara Music)

Das Berner Duo veröffentlicht nun bereits das zweite Album dieses Jahr. „Luft“ wurde von verschiedenen Leuten produziert und ist klanglich vielseitig. Sie singen über das Leben aus ihrer Sicht, das sind schöne Texte, aber irgendwie erwarte ich immer etwas mehr Biss bei den Worten. Eine Ausnahme gibt es. „Fründ“ betrachtet doch das Leben als Ganzes von Geburt bis Tod. Der Sound ist da etwas düsterer. „Möwe“ gefällt auch sehr gut. Ansonsten sind es sauber produzierte Lieder, zwischen karibik und HipHop mit manchmal etwas viel AudioTune, so am oberen Ende des erträglichen. Schön ist, dass die Bläser da sind, als Solist der Trompeter oder mit schönen Bläserssätzen. Ob da ein Hit dabei ist, lässt sich schwer voraussagen. Mit Lo & Leduc lässt sich in den Herbst tanzen und dazu erst noch auf die Texte achten.

Fredi Hallauer

BIRDMAN JÄGGI

Album: „Zieh di ab mir müessä redä“

Simon Jäggi (Kummerbuben) und Thierry Lüthi (Traktorkestar) bilden ein neues Berner Mundart-Duo. Simon Jäggi texter und sing und Thierry Lüthi macht elektronische Beats, Geräusche und Töne dazu. Aussagen, es töne wie Züri West der Zukunft finde ich absurd. Es sind einfach Elektrobeats, meist nicht wirklich zum Tanzen und über das ganze Album gesehen, eher etwas eintönig. Die Texte von Simon Jäggi, sie sind typisch für ihn, eigentlich nicht besonders gut und oft skryptisch. Die eine oder die andere Geschichte kann man stehen lassen. Er kann seine Texte sehr gut singen oder rüberbringen, im selber Texten war er noch nie speziell gut. Seine Adaptionen von Volksliedern waren gut das kann er auch. Offenbar kann er sehr gut konservieren und alles gut präsentieren, so ist er ein besserer Kurator (Preis für die Ausstellung Queer im Naturhistorischen Museum Bern) als Texter.

Fredi Hallauer

SAD & GIMMA

Album: „Schwarze Rucksack“

Gimma viel in letzter Zeit mehr mit seinen Büchern und seinen Lesungen auf, zum Thema Depressionen übrigens. Er kennt das bestens aus eigener Erfahrung, aber auch als Jugendarbeiter und Pfleger. So ist dies dann kein lustiges Album, denn es geht um den schwarzebn Rucksack, welche viele Menschen tragen und im Alter sogar noch vermehrt. SAD ist der Produzent und Macher der Beats, wo er sich einige illustre Leute aus der schweizerischen Musikszene dazu geholt hat. Entstanden sind HipHop Beats, aber eben etwas andere und zum Album passend. Die Texte stammen von Gimma. Es ist ein wichtiges Album geworden, welches einem aber manchmal wie ein zu schwerer Rucksack hinunter zieht. Ein Album nicht für Alle und nicht für alle Tage, ein schwieriges Album.

Fredi Hallauer

DACHS

Album: „Aber irgendöpis zwüschedine“ (Mouthwatering Records)

Die St. Galler Gruppe Dachs ist mit einem neuen Album da und fragt, vielleicht postpandemisch „Siebäschlöfer schlofsch du no“. Musikalisch ist da wieder viel Handarbeit drin und alles klingt wärmer und nicht mehr so elektronisch. Leider hat der Gesang etwas zuviel Elektronik abbekommen und so wird er oft unverständlich, verkommt als Melodie oder Instrument und die ganzen Texte welche spannend sind, gehen verloren. Genau zuzuhören ist in dieser Klangform anstrengender als einen englischen oder französischen Song zu hören. Modern und neu sein ist etwas, wenn man dem Publikum etwas erzählen oder sagen wil, und bei Mundartband nehme ich an ist das so, dann hat das Experimentieren seine Grenzen.

Fredi Hallauer

HEIMWEH

Album: „Freiheit“ (Hitmill Records)

Der Männer Heimat Pop Chor oder einfacher die zwölf singenden Männer haben bereits wieder ein neues Album herausgebracht. Sie werden von Album zu Album immer besser obwohl das Konzept immer das gleiche ist. Die Texte haben Tiefgang bekommen, oder mehr Tiefgang und überraschend, sie sind sehr kurz gefasst und man muss sich nicht hundert Textzeilen anhören bis man weiss um was es geht. Die Musiker, welche den Chor begleiten machen das ebenfalls bestens. Im Chor hat es ein paar kleine Wechsel gegeben, es sind jetzt zwei Berner und ein Thurgauer dabei, was dem Projekt mehr Breite gibt. Bei „Berner Oberland“ schrammt die Musik nahe beim Kiosk von Rumpelstilz vorbei. Ansonsten klingen die Titel nicht verwandt mit anderen, wie auch schon. Ein sehr schönes Lied ist „Vati“, aber auch „Tief i mim Härz“, ohne die anderen Lieder schlecht zu machen, die gefallen nämlich auch.

Fredi Hallauer

TOM GLÜKLER

Album: „Stohn Uf Brems“

Das Debüt Album von dem Churer Tom Glükler überrascht mit herrlichen karibischen Rhythmen und satten Bläsersätzen. Tom Glükler singt im Churer Dialekt über die Welt, die Liebe und Freundschaft. Die meisten Lieder sind tanzbar und fahren in die Beine, dazu verbreiten sie good Vibes. Musikalisch sind sie sehr geschmeidig, der Bass ist deutlich aber die Musik basiert nicht vor allem auf den Bass-Beats. Das ist schöne Tanzmusik, mit Texten welche ok sind.

Fredi Hallauer