TINY SATELLITE

Album: „Your Smile Lives In Me“ (Irascible)

Tiny Satellite ist das Soloprojekt des Singer/Songwriters und Produzenten Giovanni Vicari aus Basel. Er präsentiert mit den Texten seine Zerbrechlichkeit und mehr aus seinem Seelenleben. Die Musik ist elektronisch bearbeiteter Folk, ohne Beats, und auch der Gesang hat Bearbeitungen erfahren. Es sind ästhetische Songs darunter. Besonders gefällt mir „Driving & Longing“, er könnte aus den 60gern sein. Ansonsten sind die Songs etwas gleichförmig.

Fredi Hallauer

NADINE CARINA

Album: „The Blue Hour“ (A Tree In A Field Recording)

Nadine Carina ist nach einer Babypause zurück. Sie schrieb neue Lieder in den Tessiner Bergen. Ihre Musik ist weniger elektronisch, sondern mehr analog. Ukulele und Gitarre sind die hörbaren Instrumente, dazu elektronische Manipulationen. In den zehn Songs lebt sie die Ruhe, die Stimmung der Blauen Stunde, genau bevor die Sonne unter- oder aufgeht. Mir sind diese Lieder zu minimal und zu ruhig, zumindest wenn man das Album als Ganzes hört.

Fredi Hallauer

LOST IN LONA

Album: „The Killer“ (Mouthwatering Records)

Das Duo aus Basel und Zürich überzeugt weiterhin mit ihrer schönen und unkomplizierten Musik. Gitarren und schöne Stimme dominieren den Sound. Lost in Lona erzählen auf diesem Boden ihre Geschichten und da lohnt es sich hinzuhören. Indie Folk oder Singer/Songwriter könnten die Schubladen heissen, für diejenigen, welche eine brauchen. Vielleicht tönen viele Stücke etwas ähnlich, was aber bei dieser Schönheit nichts macht, und die Geschichte ist jeweils eine andere. Musik zum hinsetzen oder legen und einfach Zuhören.

Fredi Hallauer

LUUMU

Album: „S’Goldige Rad“

Luumu ist eine Formation um die Pianistin, Sängerin und Komponistin Adina Friis. Die Formation gibt es in immer wieder neuer Besetzung seit einigen Jahren, aber dies ist das erste Album in Mundart. Luumu spielte ursprünglich Jazz und jetzt ist es Kammerpop, Folk und noch einiges an Jazz. Die Musik ist genial, mit Streichern und Bläsern angereichert, aber auch sattem Bass und solidem Schlagzeug. Gerade dem Schlagzeug merkt man den Jazz immer wieder an und natürlich den Kompositionen. Gerade die Disharmonien in den Liedern, machen sie etwas sperriger. Die Texte erzählen Geschichten aus dem Leben, sind Poesie, trotzdem holpern sie in dieser Singform hier und dort. Diese Lieder schmeicheln sich bisher nicht in meine Ohren, obwohl die Musik es tut.

Fredi Hallauer

SELVEYA

Album: „Aliver“

Das Quartett setzt sich zusammen aus Gitarre und Gesang, Geige, Hackbrett und Kontrabass. Die drei Frauen und der Mann kommen aus Südfrankreich/London, Genf, Bern und dem Bündnerland. Bereits diese Zusammensetzung tönt sehr spannend. Sie spielen Folk mit Einflüssen aus dem keltischen, Frankreich und der Schweiz, würzen diese Klänge mit Chanson- und Popelementen. Gesungen wird Englisch, Französisch und Spanisch. Die Gesangsharmonien des Quartetts sind aussergewöhnlich schön. Die Instrumente kommen alle bei dieser sauberen Produktion hervorragend zur Geltung. Alle dürfen mal den Lead übernehmen, so machen die verschiedenen Wechsel die Musik sehr interessant. Die Musiker:innen beherrschen ihre Instrumente und entlocken ihnen durch die verschiedensten Spieltechniken auch mal ungewöhnliche Töne. Selveya gehört auf die Folkbestenlisten.

Fredi Hallauer

MARK KELLY & THE PEACEFUL WARRIORS

Album: „Hope“ (Hairy People/Irascible)

Der Musiker aus Vevey wollte nach Soloalben wieder mit einer Band musizieren und fand gute Musiker:innen aus den verschiedensten Genres. Das sind nun die Peaceful Warriors. Gesungen wird englisch. Musikalisch pendelt die Musik zwischen Folk, Afrobeat, einer Prise Funk und ein Schuss Pop, da und dort noch etwas Country. Diese Mischung macht den Sound sehr interessant. Die Stimme von Mark Kelly ist etwas nasal und in der Tenorlage und wirkt dadurch sehr markant. Die Texte versteht man gut. Er singt vom friedlichen Umgang mit dem, was einem das Leben bereithält, er singt von Vergebung und wie wir sie zum Besseren verändern können. Ein sehr spannendes Album.

Fredi Hallauer

STAIN OF LIGHT

Album: „Stain Of Light“ (Irascible)

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Die Band aus Yverdon-Les-Bains spielt auf ihrem Debüt Album erfrischenden Folk und Indie Folk. Banjo, Gitarren und Dobro Klänge legen sich unter den Harmoniegesang. Selbstverständlich fehlt auch der Bass und das Schlagzeug nicht. Da und dort werden auch andere Instrumente dazugenommen. Sie singen Englisch. Stain Of Light ist offiziell immer noch ein Duo, aber auf dem Album und der Bühne werden sie von drei Familienmitgliedern und Freunden verstärkt. So ist der Gesang mit der Harmoniestimme einer zweiten Frau besonders gelungen. Die Kompositionen sind vielseitig und diese Musik tut sehr wohl und ist hoffentlich auch einmal in der Deutschschweiz live zu hören.

Fredi Hallauer

MOIRA X OTRAVA

Interview:

Am Zermatt Unplugged sprachen Fredi und Kathrin Hallauer mit Moira X Otrava

Album: „Planet Moirava“ (TURBOmusic)

Moira X Otrava ist ein gelungener Zusammenschluss der Sängerin und Keyboarderin Moira mit der Balkan/Klezmer Band Otrava. Da geht auch auf dem Album ziemlich die Post ab. Otrava spielt mit Trompete, Posaune, Klarinette, Akkordeon, Geige, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Mitglieder von Otrava singen ebenfalls. So entstand eine grosse musikalische Palette mit Frauen und Männerstimmen, teils auch gemeinsam. Musikalisch ist es einfach Folk, stark von Osteuropa beeinflusst, aber auch Chanson, Jazz und Pop sind zu hören. Gesungen wird in den verschiedensten Sprachen, auch Französisch und Mundart. Das ist für mich ein Wow Album. Da ist Energie vorhanden, aber auch Melancholie, hohe Musikalität und viel Spass. Man muss sich einfach auf den Planet Moirava begeben, es ist ein Erlebnis, das sich lohnt.

Fredi Hallauer

TAL ARDITI

EP: „Close Your Eyes“ (Mouthwatering Records)

Tal Arditi ist mit einer neuen EP zurück. Es sind sechs schöne Songs zwischen Folk und Elektro. Manchmal ist die akustische Gitarre dominant und dann kommt der Electro wieder mehr zum Zug. Die Songs sind ruhig, wie wir das von Tal Arditi kennen. Der letzte Song geht etwas mehr als dreissig Sekunden, er fasst aber alle Texte zusammen mit „Hör nicht auf, an dich selbst zu glauben“. Ehrliche, leicht introvertierte Songs für Geniesende.

Es ist im Moment nur dieses Live Acoustic Video verfügbar, was nicht ganz der Musik auf dem Album entspricht.

Fredi Hallauer

LONG TALL JEFFERSON

Album: „Old Sun, New Horizon“ (Mouthwatering Records)

Der Zürcher Singer/Songwriter präsentiert sein viertes Album. Seine Songs sind feine Songs mit wunderschöner akustischer Gitarre. Bei einem Teil der Songs ist eine Band mit dabei, welche sich aber gut im Hintergrund hält, sodass der Gesang wirklich zur Geltung kommt. Die E-Gitarre passt hervorragend zu der akustischen Gitarre in diesen Songs. Die Musik pendelt zwischen Folk, Indie Folk und Americana. Long Tall Jefferson singt hoffnungsvolle Lieder zwischen sonnigem und wolkigem Wetter, von der Stimmung her.

Homepage: https://www.longtalljefferson.com/

Fredi Hallauer

ÇIÇEK TAKSI

Album: „Bin Dilde“

Das Quartett aus Bern mit der schweizerisch türkisch-kurdischen Sängerin Selin Dettwiler, dem Kontrabassisten Bidu Rüegsegger, dem Akkordeonisten Kaspar Eggimann und dem Klarinettisten Simeon Schwab spielt wunderbaren Folk. Auf dem Album „Bin Dilde“ sind alles türkische Volkslieder und vertonte Gedichte aus der türkisch-kurdischen Diaspora der Schweiz. Die Volkslieder handeln hauptsächlich von Liebe, die vertonten Gedichte sind tiefgründig melancholisch und erzählen sehr lyrisch von schwierigen Zeiten und vom Abschiednehmen, vom Weggehen. Selin Dettwiler singt das unaufgeregt, klar und sauber und erzeugt so die verlangte Tiefe der Lieder. Die exzellenten Musiker verstehen es, ohne türkische Wurzeln, die passende und sehr gefühlsvolle Musik dazu zu machen. Nicht nur das Akkordeon und die Klarinette weben die Fäden um die Melodie, denn der Kontrabass hilft da kräftig mit. Er spielt ebenso fein und filigran wie die anderen Instrumente. Zusammen mit dem Gesang ergibt das einen wunderschönen farbigen Stoff mit schönem Muster oder Bild. Das Album ist schlicht aufgemacht, alle Texte liegen im Booklet sowohl türkisch wie deutsch vor, ebenso die Angaben zu den Dichtern.

Homepage https://cicektaksi.ch/

Fredi Hallauer

TURKEY THE BIRD

Album: „Men, Fish, Boat

Turkey The Bird leben in Neuseeland, bestehen aber aus einem Schweizer, einem Irländer und einem echten Kiwi, also Neuseeländer. Sie spielen, mitreissenden Folk zwischen Simon & Garfunkel und Mumford and Sons. Alle drei singen und das oft in wunderschönem Harmoniegesang. Sie singen von der Liebe und vom Leben und musizieren mit Gitarren, Mandoline, Banjo und diversen anderen Instrumenten. Ihre Musik ist nicht ernst und sie nehmen sich auch nicht allzu ernst, ohne zu blödeln. Ihre Musik und auch der Gesang haben Qualität. Bei diesem Album bleibt nur zu sagen, anhören, mit dem Fuss wippen und eine fröhliche Stimmung bekommen, wenn man sie nicht schon hat.

http://www.turkeythebird.co.nz/

Fredi Hallauer

ŠUMA ČOVJEK

Album: „Ringišpil“ 

Die Band mit schweizerischen, bosnischen und algerischen Wurzeln sprengt auch weiterhin, gekonnt und lustvoll alle Grenzen. Gesungen wird, französisch, bosnisch und arabisch. Bei einem Song rappt dann La Nefera noch auf Spanisch dazu. Der Albumtitel und der dazugehörige Song „Ringišpil“ handelt vom Karussell und erzählt vom Zusammenspiel. Die meisten Lieder behandeln gesellschaftliche Fragen und Themen wie Heimat, wo bist du Menschheit?, vom Glück und vielem mehr. Die Musik sprengt dann eben die Grenzen, da treffen Balkan Beats auf Disco, satte Bläser auf orientalische Rhythmen, sanfte Balladen, Rap, saftige Streicher und Bläser. Dieses dritte Album der Band ist wiederum ein grosser Wurf, ja wahrscheinlich der grösste Wurf der Band. Da kann man abtanzen, feiern und auch einfach zuhören, wenn sich die Füsse an die Regel halten.

Fredi Hallauer

MARTIN SCHAFFNER

Album: „Es git kei gueti Musig me“

Der Musiker Martin Schaffer hat ein ganzes Album mit Mundartliedern aufgenommen. Er kommt aus Olten. Die Musiker stammen aus Nashville. Es ist ein Gitarrist und Bassist, ein Geiger und Mandolinenspieler und ein Schlagzeuger. Das ergibt einen folkigen Country style. Als Backgroundsänger:innen sind zwei Frauen und ein Mann aus der Schweiz mit dabei. Zu diesem tollen Sound singt er Mundart, und zwar Texte, die es in sich haben. „Una Canzone Della Lotta“ ist zwar italienisch, das ist aber der einzige nicht Mundartsatz in diesem Lied. Er singt von dem Gefühl, in der falschen Zeit zu sein, oder im Titellied von denen, die meinen, alle gute Musik sei, bereits geschrieben worden. Ein hervorragendes Lied und eine Art Grabgesang ist „Gleis 13“, über das Oltner Bahnhofrestaurant Gleis 13, welches eine ungewisse Zukunft hat. Dort waren Grossmäuler nicht gerne gesehen. Es ist aber auch ein Lied vom Ende, auch von den einzelnen Menschen. Es lohnt sich bei den Liedern, genau auf den Text zu hören. Ein Album für alle Bestenlisten.

Fredi Hallauer

ALBIN BRUN & KRISTINA BRUNNER

Album: „Brun Brunner Bach“ (albin.brun@bluewin.ch)

Ja Sie haben richtig gelesen. Hier geht es um die beiden Musiker:innen und Johann Sebastian Bach. Alle neun Stücke sind Bearbeitungen von Sätzen aus den 6 Suiten für Violoncello solo und wurden von Brun und Brunner bearbeitet. Das ganze Projekt ist nicht so abwegig wie es auf den ersten Moment tönt, denn die 6 Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach, sind eigentlich Suiten von Tanzstücken von den Höfen Europas aus jener Zeit. Albin Brun und kristina Brunner bearbeiteten die Stücke für Schwyzerörgeli, Sopran- und Tenorsaxophon und Cello. es kommen gleichzeitig immer zwei dieser Instrumente zum Einsatz. Sie gaben den Stücken eigene Namen, mit Humor, wie „Gigue Tres Chic“, „Meny Ett“, „Ca Rabande“ (Sarabande), „Sarabandoina“ oder „Bourrée im Chörbli“. Alle diese Sätze sind sehr gut gelungen, ernsthaft und doch auch mit einem Augenzwinkern. Johann Sebastian Bach hat den Weg in die Klangwelt von Brun und Brunner gefunden und die drei verstehen sich Bestens. Es ist ein Genuss dieses Album anzuhören und den feinen Klängen zu lauschen.

Hier kann man ein paar Stücke anhören, welche im Radio SRF im Klangfenster gespielt wurden

https://www.srf.ch/audio/klangfenster/brun-brunner-bach?id=12650429

Fredi Hallauer