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Album: „Freiheit – Wie ne Schmätterling im Wind“ (iMusician/Intermusic)
Hugo ist ein Mundartliedermacher im Pop-Stil. Die Musik ist handgemacht und einfach besetzt mit Gitarren, Bass und Schlagzeug. Die Backgroundsängerin tritt zwischendurch auch solistisch in Aktion, aber ihr Harmoniegesang ist ebenfalls wunderschön. Seine Lieder erzählen vom Leben, der Kraft des Wassers, der Freiheit, dem Glück, sind auch tiefgründiger, wenn sie von Kindesmissbrauch und der Schuldfrage erzählen. Hugo versteht es auf seine eigene Art, Texte zu schreiben, ohne mit dem Finger zu zeigen. Er hat eine eigene Art zu phrasieren und zu singen, welche eingängig ist, nie aber eine Kopie von irgendwem. Die Intonation hat manchmal noch Luft nach oben. Er sagt selbst: „Meine Lieder machen die Welt nicht besser, vielleicht aber farbiger.“
Die Band mit schweizerischen, bosnischen und algerischen Wurzeln sprengt auch weiterhin, gekonnt und lustvoll alle Grenzen. Gesungen wird, französisch, bosnisch und arabisch. Bei einem Song rappt dann La Nefera noch auf Spanisch dazu. Der Albumtitel und der dazugehörige Song „Ringišpil“ handelt vom Karussell und erzählt vom Zusammenspiel. Die meisten Lieder behandeln gesellschaftliche Fragen und Themen wie Heimat, wo bist du Menschheit?, vom Glück und vielem mehr. Die Musik sprengt dann eben die Grenzen, da treffen Balkan Beats auf Disco, satte Bläser auf orientalische Rhythmen, sanfte Balladen, Rap, saftige Streicher und Bläser. Dieses dritte Album der Band ist wiederum ein grosser Wurf, ja wahrscheinlich der grösste Wurf der Band. Da kann man abtanzen, feiern und auch einfach zuhören, wenn sich die Füsse an die Regel halten.
Auf dieser EP ist das Frauenduo wieder extrovertiert. Sie lassen ihre Energie förmlich explodieren und bleiben wie seit eh und je nicht einzuordnen. Da ist Rock, Punk, Pop, Rap und noch viel mehr drin. Die fünf Songs entstanden an unterschiedlichen Orten und unterschiedliche Menschen haben die EP produziert, das alles macht diese EP noch vielseitiger und doch ist es unverkennbar, Ikan Hyu. Viel Spass.
Das Trio Port Polar versteht es einmal mehr, tiefgründige Themen in Texte zu fassen und dazu eine vielseitige moderne Popmusik zu machen. Das zentrale Lied ist sicher „Keis Amen“, wo es ums sterben geht, die Hoffnungslosigkeit, wenn ein Mensch geht und dann doch die Hoffnung, dass man sich an einem anderen Ort wieder sieht. „S git doch ke Himmel, aber für dich glaub i dra“ ist ein zentraler Satz. Andere Lieder handeln von der Selbstfindung in der Partnerschaft oder dem sich verfahren zu zweit an einem fremden Ort. Zum Schluss ein fast sommerliches Lied über Vorurteile. Port Polar sind aus der Schweizer Mundartszene nicht mehr wegzudenken.
Naomi Lareine hat sich musikalisch verändert, sie ist Popmusikerin geworden. Popmusik ist das Kleid, in welches sie ihre intelligenten Texte einkleidet. Die Musik der fünf Songs ist tanzbar und bringt den Dancefloor zum Glühen. Die Songs erzählen von Lebensfragen einer jungen Frau auf der Suche nach sich selbst. Das Songwriting ist gut und Naomi Lareine sollte man im Blick und im Ohr behalten.
Album: „I Always Remember All Of my Dreams“ (Warner Music/Capitano Music)
Benjamin Amaru mit Wurzeln in der Schweiz und im Iran, aufgewachsen im Appenzell präsentiert uns sein Debütalbum. Der junge Mann mit der markanten, einer Art Samt mit leichtem Sandpapier Stimme berührt einem mit seinen Songs sofort. Er macht einfach Musik und nimmt dass Genre, welches am Besten zu den Texten passt. Zwischen Singer/Songwriter und den verschiedensten Arten von Popmusik, ja sogar Rap bezieht er ein. Akustische Stücke mit Gitarren oder Synthesizer, alles versteht er gut einzusetzen. Das ist aber nur die Musik, dann kommen noch die Texte dazu. Er lässt uns an seinen Träumen der letzten Jahre teilnehmen. Themen sind die grossen Fragen des Lebens, von der Befreiung ins leben, was ist Leben, von Verlusten und Gewinnen singt er. Die Kompositionen und Arrangements sind spärlich, minimal und dadurch grossartig. Da ist alles transparent und der Gesang steht im Zentrum. Benjamin Amaru ist mit diesem Album ein Schritt zu den grossen Musikern der Schweiz mit internationaler Ausstrahlung gelungen.
Album: „What Needs To Be Said“ (Muve Recordings/Livana Music)
Tobias Jensen ist ein Pop Singer/Songwriter und Schweizer/Däne. Er schrieb bisher Songs für Andryy, Nemo, Noah Veraguth, Bobby Bazini, CRIMER, Remo Forrer, Utope, um nur einige zu nennen. Nun hat er sich aber an sein Debütalbum herangewagt, welches erschienen ist. Er komponierte in Dänemark und produzierte dort die Demos. Neben seinen Instrumenten nahm er auch den Wind und das Meer auf und baute so Zwischenstücke ein. Tobias Jensen macht melancholischen, träumerischen Pop. Er singt vom Leben, vom Tod einer nahestehenden Person, von einer auseinandergelebten Freundschaft, aber auch über Gedanken zur Umwelt und über Träume. Es sind schöne Klänge und eine schöne, deutliche und doch verträumte Stimme, die uns zum Träumen, Schwärmen und Nachdenken anregen.
Album: „A Big Old Fire“ (Vitesse Records/Irascible)
Die Lausanner Band schafft eine ganz besondere Stimmung. Sie behandeln die Gelassenheit, sowohl in den Texten als auch in der Musik. Tiefgründige englisch gesungene Texte und wunderschöne eingängige Musik prägen dieses Album. Da ist zum einen der Gesang, welcher von verschiedenen Bandmitgliedern übernommen wird, manchmal auch von mehreren, dann die Gitarren, lasziv, klar und dann wieder dreckig. Das Schlagzeug rumpelt gemütlich durch die Musik. Das ist Americana mit viel Flair der Welschschweizer, cool und sympathisch. Ein Popalbum für die Jahresbestseller Liste.
Der Hauptkomponist und Produzent Gaspard Sommer umgibt sich für jedes der vier Stücke mit einer anderen Stimme. Es sind dies Meimuna, Aslo, Elena und Jeans For Jesus. So haben alle vier Songs einen etwas anderen Charakter, welcher durch die Stimmen geprägt wird. Meimuna ist die feine Folkstimme, Aslo bringt den Rapper und R’n’B Touch hinein, Elena ist etwas mehr im Pop und Jeans For Jesus fusionieren direkt mit dem Sound von Gaspard Sommer. Gesungen wird französisch. Schöne Lounge Musik.
Yoyoya veröffentlicht ihr Debütalbum, aber die Musiker waren nicht das erste Mal im Studio, da sie bereits in verschiedenen Bands spielten. Das Lausanner Kollektiv kommt mit Musik zwischen Indie Folk und Indie Pop daher. Sie singen englisch. Der Sound ist modern, tanzbar, ohne Discoelemente. Der Gesang ist oft mehrstimmig, manchmal echt und manchmal elektronisch gemacht. Die Instrumente sind sowohl digital wie analog ohne Elektropop zu sein. Beeinflusst sind sie von den Schweizer Bergen, wahrscheinlich dem Engadin, denn ein Song heisst Schloss Tarasp. Schöne und intelligente Musik.
Der Berner Edb veröffentlichte seine erste EP mit Mundarttexten. Er ist ein junger Erwachsener und singt von diesem Übergang zwischen Jugendlich und Erwachsen sein. Die Musik ist Pop mit oft tanzbaren Rhythmen und im Hintergrund gibt es immer wieder kommentierende Stimmen. Seine Texte sind spannende Überlegungen, aber manchmal auch noch sehr jugendlich. Edb ist ein Newcomer den man auf dem Radar haben muss und man darf auf mehr gespannt sein.
Die 5. Staffel der Sendung Sing meinen Song, das Schweizer Tauschkonzert ist im TV bereits Geschichte. Nun bleibt ein dreifaches Album mit allen Tauschsongs und den Duetten. Dieses Werk lohnt es sich anzuhören, auch wenn man die Sendungen nicht gesehen hat, oder sonst als Erinnerung. Zu hören ist breit gefächerte tolle Musik mit hervorragenden Künstler:innen und einer ebensolchen Band. Der Host ist Dodo, der Tausendsassa. Die Künstler:innen sind die beiden Stimmenschwergewichte Marc Sway und Marius Bear, Eliane, die Sängerin, welche mit ihren Pianoballaden bekannt geworden ist, Tausendsassa Nemo, die noch unbekannte, aber sehr überraschende Cachita und der Schlagerstar Vincent Gross. Marc Sway und Marius Bear, kommen beide sehr stark daher und vielseitig. Sie singen nicht nur gut, sondern sie schaffen es, aus guten Songs noch „gutere“ Songs zu machen und oft auch mit starken Aussagen. Nemo ist wirklich ein Tausendsassa. Nemo singt alles, von 20er-Swing bis Hip-Hop, von Balladen bis zu Tanznummern, singt tief und hoch, rappt dazwischen und das alles mit einer Leichtigkeit. Cachita, die junge Zürcherin mit kubanischen Wurzeln überzeugt mit ihren Songs zwischen Mundart und spanisch, mal eine laszive Latinnummer, dann wieder rockig und rappig. Auch ihre Versionen der Songs haben starke Aussagen. Eliane ist der ruhige Pol zwischen all denen Wundertüten, sie singt mit und ohne Piano, wagt sich auch immer wieder aus ihrer Komfortzone, singt z.B. Mundart oder etwas bewegter, als es ihr Stil ist. Vincent Weiss kennen vor allem die Schlagerliebhaber:innen. Er singt eigentlich immer deutsch, versteht es aber, die Songs neu zu verpacken, als Eurodance wie DJ Bobo, oder in ein Modern Talking Gewand. Das Dodo alles und noch mehr meistern kann, ist man gewohnt und trotzdem immer wieder verblüfft, was er aus all den Songs von Marc Sway, über Cachita, Eliane bis zu Vincent Gross herausholen kann. Die Duette geben dann noch das Sahnehäubchen, wo alle einer ihrer Tauschsongs mit originalen Künstler:innen singen. Ein schönes Album und ein Stück Schweizer Musikgeschichte.
Tal Arditi fällt wie immer, sofort auf mit seiner markanten schönen Stimme. Sein Gesang hat etwas Bezauberndes und ist nicht alltäglich. In den Phrasierungen und Melodien klingt eine gehörige Portion Jazz mit. Die Musik ist Pop, aber ebenso mit jazzigen Elementen durchzogen. Das ergibt spannende Musik, sowohl von der Melodie, der Klangfarben und dem Rhythmus. Tal Arditi singt vom Leben und seinen Erfahrungen damit. Auf mehr von ihm darf man gespannt sein.
Die Basler Sängerin ist endlich wieder mit einem neuen Album da. Ihre Stimme tönt frisch wie immer und ihre Musik ist tanzbarer R’n’B. Diese beiden Eigenschaften setzt sie aber sehr vielseitig ein. Es sind rockige Stücke zu hören, aber dann wird es wieder leichter, oder grooviger. In ihren Songs behandelt sie Themen wie gegen das ewige Kopfnicken zu allem und jedem, oder über die Schwierigkeiten aus einem eigenen Kreis auszubrechen. Natürlich kommen auch die verschiedensten Fragen und Probleme und Schönheiten von Beziehungen zum Zuge. „Glorious“ ist eine erstklassige Stadionhymne. Mit „Get There“ legt Nubya einen Reggae aufs Parkett, der sich gewaschen hat. Das ist ein gelungenes Popalbum mit Niveau.
Der Bündner, welcher rätoromanisch singt, ist mit einer weiteren EP wieder da. Auf den sechs Songs singt er wiederum rätoromanisch und bei einem Song zusammen mit einem Chor. Der junge Mann singt moderne Popsongs auf rätoromanisch und zeigt, dass dies geht. Der Gesang ist immer im Vordergrund und Gitarre oder andere Instrumente und gelegentlich ein wenig Elektrobeat unterstützen die Lieder. Es sind sensible Lieder zum Zuhören, filigran und auch ein wenig verletzlich gesungen. Ein schönes Stück moderner Popmusik, ohne 0815 zu sein.