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Das Zürcher/Aargauer Quartett um Manuel Diener, der aus dem Poetry Slam kommt, veröffentlichen vier Lieder. Es ist Mundartpop der sich zeigen darf. Das Gewicht liegt auf den Texten, aber die Musik transportiert diese Texte gut. Es sind vier Geschichten, teils leichter Nonsens wie bei „Motor“ oder in „Nur na schnell“ geht es um die Aussage des Titels und was dann so oft passiert, ein witziger Text zum Nachdenken. Auch der Titelsong hat es in sich und es ist das bester der vier Lieder.
Gregory Muffin ist ein Duo bestehend aus dem Frontman von The Gardener and The Tree, Manuel Felder und dem Produzenten Roman Wipf. Somit ist eines klar, die Stimme überzeugt und wirft einem vom Hocker, Die Musik ist produziert. Das musikalische Gewicht liegt auf den Beats, welche so richtig einfahren und den Gesang noch besser zur Geltung bringen. Die fünf Songs regen zum Nachdenken an, über Menschlichkeit und unser Verhalten. Überall sind Ratschläge verpackt zur Wahrnehmung und Missverständnissen, oder Verlust, Sicherheit und Vertrautheit plus einigen Themen mehr. Eine gelungene Debut EP.
Ritschi ist mit einem neuen Album da. Produziert hat es Adrian Stern und es ist eine sehr gute Produktion. Mirgeschrieben haben an Text und Musik, Adrian Stern, Kunz, Noah Veraguth, Lichtenhahn und Dana. Zwei Lieder hat Ritschi selber geschrieben und getextet. Diese Vielseitigkeit wirkt sich sehr positiv auf das Album, 10 Songs, aus, da alle ihre eigene Handschrift mit einbrachten. Vor allem gibt es eine musikalische Vielseitigkeit im Genre Pop. Dieses Album ist ein tanzbares, modernes Mundartpop Album bei dem Effekte und Elektronik zu den analogen Instrumenten zugefügt wurden, aber alles in einem sehr vernünftigen Mass. Das Audioitune wurde einmal sehr deutlich aufgedreht, aber nicht mehr. Der Gesang von Ritschi ist sauber und bodenständig, auch seine Kopfstimme tönt OK und nicht zu oft. Die Lieder handeln vom Alltag, vom leben und der Liebe. Es sind witzige Ideen zusammen gekommen, wie beim Titellied. Das Album bereitet Freude und macht Spass und darf unter die Besten seiner Solokarriere eingeordnet werden.
Das Oktett aus dem Raum Bern präsentiert sein viertes Album. Es ist ein textlich wie musikalisch gelungenes Werk. Sie haben sich spezielle Rhythmen angeeignet bei „Tüüfuskralle & der Mond“, aber auch beim Titelsong jagen sie einen Ska Beat hinein. Immer wieder sind musikalische Überraschungen auszumachen. Die Musik fetzt so richtig daher und lässt uns so die schwierigen Themen der Texte besser verdauen. Die Situation, das wir alles kaufen und verkaufen können sogar das Karma ist ebenso Thema wie der Klimawandel oder die Angst. In „Bänker & Buur“ teilen ein Bänker und ein Bauer das Geld und das Essen und auch die Rollen. Eine geniale Idee und gut ist das Lied auch noch geworden. Der Humor kommt nicht zu kurz und das Oktett versteht es musikalisch und textlich mit dsen Augen zu zwinkern. Spätestens mit diesem Album schrauben sich Troubas Kater in die höchste Liga
Das Lausanner Sextett setzt auf Leichtigkeit. Sie verstehen es ihren Pop leicht spacig und etwas psychedelisch anzuhauchen und so immer schwebend zu halten. Die Titel sind alle Musik latig, also die Musik zwischen den Texten hat einen grossen Anteil und das macht diese Band speziell. Sie erzählen also ihre Geschichten nicht nur mit Worten, sondern auch mit Musik. Der Gesang wirkt träumerisch, mal heller mal dunkler. Die Musik, wie gesagt, leicht, luftig aber auch groovig. Eigentlichj lässt sich dieses Album nicht wirklich beschreiben, am Besten ist es sich dieses Werk anzuhören. Aber vorsicht, es kann süchtig machen.
Fünf Jahre nach dem Debüt Album von 11Ä (sprich Elfe) folgt das zweite Album. In den fünf Jahren hat 11Ä ihren Stil gefunden. Wichtig sind ihr die Texte und jetzt hat sie auch die Möglichkeit entdeckt zu singen. Somit ist der Sound ziemlich popig geworden, man könnte dem Indie HipHop sagen. Auf alle Fälle ist die Musik eingängig. Das Album ist sehr sauber produziert und jedes Wort von 11Ä ist genau zu verstehen. Wie schon gesagt, wichtig sind ihr die Worte. Hier singt also eine Frau, Mutter und Unternehmerin und bietet einem ein Elixier für die verschiedensten Lebenslagen an. Sie singt als Frau für Frauen und Männer. Sie erklärt die Liebe, das Flirten und mehr für Männer und Frauen aus der Sicht der Frau. „Wie sie luegt“ ist so ein Lied oder „Spiel“. Aber auch eine bessere Welt wünscht sie sich, oder Erinnerungen an früher werden wach und vieles mehr. Etwas irritierend wirkt, dass der Sounbd und der Textflow öfters an andere Berner:innen erinnert, welche grosse Erfolge feierten. Ist das Zufall oder Absicht. So ist natürlich etwas schwieriger sich eigenständig zu positionieren. Egal die Lieder sind gut und dieses Album auch.
Album: „All The Colors Of The Sky“ (Phonag Records)
Veronica Fusaro präsentiert das Debütalbum, auf welches wir schon lange und sehnlichst warteten. Nach verschiedenen Singles und EP’s ist es nun soweit. Das Warten hat sich gelohnt. Veronica Fusaro ist musikalisch in Blues, Soul, Pop, ja ein bisschen jazzy ist sie auch, eingetaucht. Viele Musiker:innen spielen immer wieder Töne, Passagen, welche man zwei Takte vorher nicht erwartet hat. Die Musik ist mal leicht und lüpfig, dann wieder etwas grauer und schwermütiger, aber immer wieder zeigt sich der Musikhimmel von der freundlichen Seite. Der Albumtitel ist Programm und Veronica Fusaro hat keine Himmelsfarbe ausgelassen. Die Musik ist gut zugänglich, tanzbar und intelligent. Veronica Fusaro hat es geschafft zu der angesagten Musikerin der Schweiz zu gehören. Ein tolles Album das Freude und Spass macht.
Das Berner Quintett, mit hohem Frauenanteil, veröffentlichte dieses Album bereits 2020, es kam aber nicht zu mir und wegen Corona war das sowieso eine schwierige Situation. Gurtenfestival 2022 spielte die Band, ich interviewte sie, das Album fand aber erst letzten Mittwoch den Weg zu mir. Ich finde dies eine wichtige Veröffentlichung und werde sie hier kurz besprechen. Sirens Of Lesbos sind fünf Musiker:innen, welche ihre Musik sehr präzise kompnieren und produzieren. Dieses Album herauszugeben dauerte fünf Jahre. Das warten hat sich gelohnt. Es ist clevere Musik zwischen Elektro, Indiepop, ja manchmal hört man auch Triphop hinaus, Dance. Neben den dominierenden elektronischen Klängen und Rhythmen, dominieren auch wunderschöne und berührende Stimmen, oft mehrstimmiger Frauengesang, aber auch männliche Stimmen gibt es zu hören, die eher mit Sprechgesang. Das Album SOL von Sirens Of Lesbos ist sicher eines der besten Alben mit aktueller Musik der letzten Jahre.
Da kommt noch ein Album daher, das sich gewaschen und unheimlich stark und eigenständig ist. Aber beginnen wir von vorne. Der Band Name hat nichts mit Geografie oder Wolle zu tun, man lese ihn auf Schweizerdeutsch. Die Band ist ein Quartett bestehend aus Jessie Wezel am Gesang, E-Gitarre und akustische Gitarre; Thomas Marmier, Gitarren, Mandoline und Chörli; Philippe Mathys am Schlagzeug und Luca Leombruni am Kontrabass und E-Bass. Musikalisch ist es entspannter Americana und dazu der Gesang von Jessie Wetzel mit einer sehr jungen Stimme aber gereiften Texten. Sie plappert in Gesangsform über das Leben, das Scheitern und den Tod in einer sexy Art, wie es noch nie oder sehr selten in Mundart gehört wurde. Dazu immer die wunderschöne Musik mit E-Gitarren, Lapsteel Gitarre, wiegendem Bass. Aber wer sich so schön aufgehoben fühlt in diesen Klängen wird plötzlich durch andere Töne geweckt und dann kommt dazu eine Textzeile die zu denken gibt. Ein sehr cleveres Bandkonzept und Mundartpop den man so noch nie gehört hat. Achtung dieses Album kann süchtig machen.
Müslüm, der Mann mit der Monobraue und den farbigen Anzügen ist zurück und sagt uns wieder seine Meinung. Die Musik ist vielseitig , angereichert mit orientalischen Rhythmen, aber auch Reggae-Einflüsse oder Latin ist dabei. Mitgewirkt haben nur die besten Musiker aus der Schweiz und der Türkei. Die Musik ist bei Müslüm nur das Trägermaterial für seine Texte. Er singt von den Ungerechtigkeiten auf der Welt, vom Mensch der einfach irgendwie daneben ist und niemand weiss warum, alles Andere, vor allem das Geld ist wichtiger. Die Texte sind witzig, satyrisch mit Tiefgang, beim Anhören wird man auch zum nachdenken angeregt. So ist das toll, das Tanzbein schwingen, Party machen, vielleicht nicht selber herumalbern, sondern dazu diese Texte wirken lassen. Das wäre im Sinne von Müslüm für eine bessere Welt. Vielleicht braucht es wirklich nicht soviel dazu, wenn jeder/jede etwas dazu beiträgt. Müslüm wird uns mit seinen neuen Songs dazu aufrütteln.