LEA GASSER 5TET

Album: „Circles“ (Neuklang)

Das Lea Gasser 5tet ist, wie der Name sagt, ein Quintett, und zwar ein Jazz-Quintett. Dazu gehören Lea Gasser (Akkordeon und Komposition), Samuel Urscheler (Altsaxophon, Sopransaxophon, Flöte), Mirko Maio (Piano, Fender Rhodes), Emilio Giovanoli (Kontrabass) und Romain Ballarini (Schlagzeug). Sibyl Hofstetter bereichert bei ein paar Stücken, das Quintett mit ihrer Stimme. Dies ist keine Akkordeon dominierte Musik, sondern ein Ensemblewerk, wo alle Musiker:innen ihren Platz bekommen. Geschrieben hat Lea Gasser die Musik in Island, dem Land von Feen und Trollen, Gletschern und Geisyren. Es sind eher filigrane Stücke, die manchmal etwas handfester werden und sich zum Kammerjazz zählen dürfen. Musik zum Zuhören und Geniessen, denn es ist wunderbar, was diese Musiker:innen hier spielen, und auch die Kompositionen sind sehr speziell.

Fredi Hallauer

LUUMU

Album: „S’Goldige Rad“

Luumu ist eine Formation um die Pianistin, Sängerin und Komponistin Adina Friis. Die Formation gibt es in immer wieder neuer Besetzung seit einigen Jahren, aber dies ist das erste Album in Mundart. Luumu spielte ursprünglich Jazz und jetzt ist es Kammerpop, Folk und noch einiges an Jazz. Die Musik ist genial, mit Streichern und Bläsern angereichert, aber auch sattem Bass und solidem Schlagzeug. Gerade dem Schlagzeug merkt man den Jazz immer wieder an und natürlich den Kompositionen. Gerade die Disharmonien in den Liedern, machen sie etwas sperriger. Die Texte erzählen Geschichten aus dem Leben, sind Poesie, trotzdem holpern sie in dieser Singform hier und dort. Diese Lieder schmeicheln sich bisher nicht in meine Ohren, obwohl die Musik es tut.

Fredi Hallauer

LIA SELLS FISH

Album: „The Heart Thea Heart The Heart“ (liasellsfish@gmail.com)

Lia Sells Fish sind die Sängerin, Texterin und Komponistin Christine Hasler, der Schlagzeuger Pascal Lüthi, der Keyboarder Ueli Kempter und der Gitarrist und Bassklarinettist Stefan Schischkanov. Sie machen Musik zwischen allen Stilen, oft wird das Alternativ genannt. Es gibt da Postrock, Indie, Jazz, TripHop und Pop, welche unter anderem einfliessen. Im Vordergrund ist immer die Stimme von Christine Hasler, einmal ruhiger und wärmer, dann wieder schriller und gehetzt. Sie singt von Liebe, Erschöpfung, Freiheit und Neuanfängen. Die Musiker erzeugen die passenden Klänge, jeder auf seine Art und das ergibt den Lia Sells Fish Klang. Dies ist eine kreative und erfrischende Band, welche immer noch für die meisten Menschen ein Genuss ist.

Fredi Hallauer

ALBIN BRUN QUARTETT

Album: „Pas De Quatre“ (www.albinbrun.ch)

Albin Brun und seine Musiker:innen sind wohl von den umtriebigen Menschen in der Musikszene. Darum wundert es einen nicht, wenn erst jetzt ihr erstes Album erscheint. Neben Albin Brun (Sopransax, Schwyzerörgeli) spielen Patricia Dräger (Akkordeon), Claudio Strebel (Kontrabass) und Markus Lauterburg (Schlagzeug, Perkussion) mit. Der Albumtitel heisst nicht etwa, dass sie nicht vier sind, sondern ist an den Tanz „Pas de Deux“ angelehnt, und weist darauf hin, dass fast kein Stück im 4/4 Takt ist. Dieses Quartett spielt Musik zwischen Jazz, imaginärer Volksmusik und Improvisation. Die meisten Stücke schrieb Albin Brun, je zwei Stücke stammen von Patricia Dräger und Claudio Strebel. Die Stücke wurden von den verschiedensten geographischen Gebieten beeinflusst, wie Bulgarien, Dingle in Irland, dem Elfenauquartier in Luzern, Island, den Karpaten und weiteren Gebieten der Schweiz. Manchmal sind es auch Hommagen an die Akkordeonistin, an sein Örgeli oder den ehemaligen Schweinestall, welcher nun als Probelokal dient. Diese 13 Stücke sind voller Überraschungen und genaues Hinhören macht sehr viel Spass und erweitert das musikalische Spektrum. Wenn jetzt alles etwas verrückt tönt, die Musik bleibt immer auf ihre Art bekömmlich.

Fredi Hallauer

CLAUDE DIALLO SITUATION & BRUNO SPOERRI

Album: „Hommage To Richard“ (Dot Time Records/Galileo Music)

Beginnen wir mit dem Albumtitel. Mit Richard ist Richard Irniger gemeint. Er ist Hausherr einer Villa mit Aussicht auf den Zürichsee und Veranstalter von über 1500 Konzerten aus dem Bereich, Klassik, Jazz und Weltmusik und ein Förderer der Musik. Claude Diallo der internationale Jazzpianist aus St. Gallen spielte dieses Konzert in der Villa, welches aufgenommen wurde. Am Bass stand Luques Curtis und am Schlagzeug sass James Williams. Zu diesem hervorragenden Trio kam Bruno Spoerri, der 88-jährige Jazzsaxophonist, mit seinen Saxophonen und elektronischen Instrumenten. Zusammen ergab das wunderschönen, melodiösen Jazz. Alle vier Musiker haben viel Platz für ihre Improvisationen, welche sehr wohltuend wirken. Das ist Jazz zum Zurücklehnen und Geniessen. Ein Album für die Jazzbestenlisten.

Fredi Hallauer

AKKU QUINTET

Album: „Kinema“ (Morpheus Records)

Dies ist die Band von Manuel Pasquinelli, dem Schlagzeuger, welcher auch für die vier Kompositionen zuständig ist. Im Weiteren gehören zu dem Quintet, Maja Nydegger am Flügel und Keyboard, Michael Gilsenan am Saxophon und FX, Markus Ischer an der Gitarre und Andi Schnellmann am Bass. Sie spielen sehr spannenden Jazz. Einflüsse von Minimalmusik, aber auch etwas Postpunk ist zu hören. Ein deutliches Markenzeichen sind sicher die repetitiven Pattern aus der Minimalmusik, nur spielt jeder Musiker:in ein anderes Pattern und so gibt es schon sehr spannende Klänge. Ein Instrument bricht dazwischen aus und soliert auf seine eigene Art. „Zephyr“ baut auf schwebenden Pianoklängen auf, das perkussive feine Schlagzeug legt einen Teppich darunter und Saxophon und Gitarre schweben noch über das Piano. Der Bass nimmt eine Vermittlerrolle ein. Bei „Ink“ basiert mehr auf Schlagzeug, Saxophon und Gitarre und ist etwas erdiger und mit Post-Punk-Elementen versehen. Das Akku Quintet bleibt weiterhin auf Kurs der spannenden Musik.

https://www.akkuquintet.com/

Fredi Hallauer

BLAER

Album: „Pure“ (Ronin Rhythm Records)

Blaer ist eine Jazzformation. Das Quintett besteht aus der Leaderin, Komponistin und Pianistin Maja Nydegger, dem Bassklarinettisten Nils Fischer, dem Tenorsaxophonisten Claudio von Arx, dem Bassisten und FX-Mann Simon Iten und dem Drummer Philippe Ducommun. Sie spielen sehr speziellen Jazz, man kann ihn als Minimaljazz bezeichnen. Viel von der Minimalmusik ist da herauszuhören, wie die kleinen Muster, welche bis fast ins Unendliche wiederholt werden. Manchmal werden aber auch viele Töne gespielt und dabei bleibt die Stimmung immer noch getragen. Die Band arbeitet mit Mustern. Es ist wunderbar, wie manchmal jedes Instrument sein eigenes Muster oder Pattern wiederholt und doch alles zusammenpasst. Die Stücke dauern, mit ausnahmen von Gold I bis III, zwischen sechs bis zehn Minuten, die Gold Stücke zwischen einer und zwei Minuten. Blaer machen sehr aktuell, fortschrittliche, interessante und faszinierende Musik.

Fredi Hallauer

SAMUEL MUMENTHALER

Buch: „HOT! Jazz als frühe Popkultur“ (Zytglogge)

Dies ist ein Buch über die mehr oder weniger tanzbare Jazzmusik, vorwiegend der Schweizer Szene. Was sich hier so leicht liest, ist eine sehr grobe Zusammenfassung des Buches. Sam Mumenthaler hat eigentlich eine Dissertation geschrieben. Alles ist wahnsinnig detailliert und belegt mit hunderten Zeitungszitaten. Alles ist sehr interessant, aber ziemlich schwierig zu lesen. Es gibt keine zusammenhängende Biografie eines Musikers oder einer Band. Worum geht es. Zuerst wird der Unterschied von Cool zu Hot Jazz beschrieben und wie der Hot Jazz in die Schweiz kam. Louis Armstrongs Konzerte in der Schweiz werden mittels Zeitungsberichten beschrieben von den grössten Verrissen bis zur Lobhudelei. Dann tritt Teddy Stauffer in Erscheinung. Weiter wird die europäische Tanzmusik mit der amerikanischen Tanzmusik, sprich Hot Jazz, verglichen und wie sich die europäische Tanzmusik anpasste. Es werden unter anderem von folgenden Musikern ihre Geschichte beschrieben: Ernest Ansermet, Henry Riquet Schleiffer, Ernest Berner, Hazy Osterwald, René Schmassmann, Glyn Paque, Eddie Brunner, Mac Strittmatter, Hans Möckel, Düde Dürst, Cedric Dumont und George Gruntz. Alle diese Geschichten sind ineinander verwoben, dazu kommt die Weltgeschichte, die Kulturgeschichte und die Geschichte der Jazz- und Popkultur. Ein grosser Anhang mit weiterführender Literatur und Schallplatten Angaben und einer Playlist. So und nun ist diese Rezension fast so kompliziert wie das Buch. Das Buch ist sehr interessant, aber nicht zum Durchlesen, man erarbeitet es sich. Bravo Samuel Mumenthaler, du hast den Titel Dr. Jazz verdient.

Fredi Hallauer

DUSSEX’ TRUE BLUE

Album: „Stripes Is Our Favorit Color“

Nach dreissig Jahren erscheint das nächste Album von Dussex’ True Blue in Originalbesetzung. Diese Besetzung sieht folgendermassen aus: Pascal Dussex (voc), Werner „Wege“ Wüthrich (ts, cl), Andreas Erchinger (p, key), German Klaiber (b) und Elmar Frey (dr). Die Musik dieses Quintetts bewegt sich von Jazz, zu Soul, Chansons und es groovt immer so richtig. Pascal Dussex singt englisch, französisch, spanisch und portugiesisch. Das Saxophon, mit dem rauen Ton, bringt einerseits den Jazz in die Musik, andererseits spielt Wege Wüthrich auch ganz schön soulig. Das Keyboard und Piano können mit ihren Möglichkeiten den Sound erweitern und Bass und Schlagzeug bringen den Drive und lassen es herrlich grooven. Pascal Dussex versteht es seine Stimme passend in allen Genres einzusetzen und das ausgezeichnet und passend. Er überzeugt nicht nur im Jazz und Soul, sondern gerade im französischen Chanson überzeugt er auch. Zu hören sind acht neue Eigenkompositionen und vier Standards in einem neuen Gewand. Der Albumtitel ist sehr treffend, denn die verschiedenen musikalischen Streifen ergeben einen wunderschönen und bunten Stoff.

Fredi Hallauer