SERAINA TELLI

Doppelalbum: „Black’n’White Sessions“

Die Hardrocksängerin zeigt sich bei diesen 30 Songs von einer ganz anderen Seite. Sie spielt ihre Songs ohne harte Drums und Bässe, sondern vor allem mit Gitarren und die meistens akustisch und manchmal Keyboards. Klar fehlen Drums und Bass nicht, aber sie spielen ziemlich sanft. Das gibt Seraina Telli die Möglichkeit, alle Farben ihrer Stimme zu präsentieren, alle Farben zwischen Schwarz und Weiss. Man hört aber bei der ersten Album, dass sie eigentlich eine Shouterin ist und so legt sie so richtig los. Die Musik ist fetzig und so passt alles zusammen. Auf dem zweiten Album sind alle Song als Duette mit vielen bekannten und weniger bekannten Musiker:innen nochmals zu hören. Leute wie Anna Murphy (Eluveitie), Rapture Boy, Kärbholz, Marc Amacher oder Ohrenfeindt sind nur einige der Namen. Das zweite Album ist sehr interessant, beim ersten ist es sinnvoll nicht gleich alle 15 Songs am Stück durchzuhören, da hier eine gewisse Gleichförmigkeit auszumachen ist.

Fredi Hallauer

WILCOX

Album: „Novem“ (CeDe.ch/IMusician)

Die Schweizer Rockband ging für die Aufnahmen einen anderen Weg als üblich. Sie nahmen in den vergangenen Jahren immer wieder eine Single auf, so wie es ihnen das Leben diktierte. Dadurch liegt jetzt ein vielseitiges Rockalbum vor. Sie spielen viele Genres in einem vereint, von sattem Rock zu Poprock und da und dort feine Folk-Anteile. Diese Musik ist einfach als Rock zu bezeichnen, ohne weitere Bezeichnungen. Die Musik ist melodiös und gut gespielt. Der Sänger hat seinen persönlichen Stil gefunden und singt klar und sauber. Trotz der Vielseitigkeit werden keine Experimente gemacht, alles kommt aus einem Guss. Guter Rock.

Fredi Hallauer

BASEMENT SAINTS

Album: „Down South“

Dies ist ein Wow-Album. Was einem da um die Ohren gehauen wird, ist fast der pure Wahnsinn. Der Schweizer, der Österreicher und der Südafrikaner spielen pure handgemachte Energie mit Schlagzeug, Gitarre und Hammond und natürlich auch Gesang. Sie spielen groovigen Bluesrock und Rock, die Schublade ist nicht so wichtig, die Musik geht in die Beine, ja in den ganzen Körper. Was man da von der Hammond zuhören bekommt, ist grossartig und selten so energiegeladen gehört. Natürlich powert auch der Gitarrist ziemlich kräftig und schön. Das Drum hämmert drauflos, dass es eine wahre Freude ist. Dazwischen nehmen sie auch mal ein bisschen Tempo weg und reduzieren die Energie, ruhig sind die Songs dann trotzdem nicht. Ein empfehlenswertes Album von 2024.

Fredi Hallauer

DEAR MISSES

Album: „Cool Down Under“ (Irascible)

Das Muotathaler Quintett spielt Rock. Sie vermischen Garage, mit Retrorock und einer gehörigen Portion Psychedelik. Die Gitarren sind tiefer gestimmt und die Soli sind stark. Spannend ist auch das Wechseln zwischen Frauen und Männerstimme beim Gesang. Aber dieses Album hat trotzdem einige Mängel. Einerseits werden zu viele Effekte eingesetzt, welche das Melodiöse doch störten und andererseits mangelt es an der Produktion. Irgendwie ist der Sound oft weit weg oder zu vernebelt und zu verhallt. Ok, wenn das psychedelisch ist. Ein gutes Album mit viel Luft nach oben.

Fredi Hallauer

IKAN HYU

EP: „Catch Me If You Can“ (Mouthwatering Records)

Auf dieser EP ist das Frauenduo wieder extrovertiert. Sie lassen ihre Energie förmlich explodieren und bleiben wie seit eh und je nicht einzuordnen. Da ist Rock, Punk, Pop, Rap und noch viel mehr drin. Die fünf Songs entstanden an unterschiedlichen Orten und unterschiedliche Menschen haben die EP produziert, das alles macht diese EP noch vielseitiger und doch ist es unverkennbar, Ikan Hyu. Viel Spass.

Fredi Hallauer

ANDREA BIGNASCA

Album: „Stranger“ (Radicalis)

Der Tessiner veröffentlicht mit „Strtanger“ sein viertes Album. Es ist ein kraftvolles Album was schon mal mit seiner Stimme zusammen hängt, eine Stimme an die man sich gewöhnen muss. Die Songs sind Rocksongs, alles ziemlich tief abgemischt und somit wird dieses Album zu einem Herbstalbum mit ein paar farbigen Blättern und einigen trüben Tagen. Die Gitarrensoli von Andrea Bignasca sind ebenfalls besonders, sie schwimmen gegen die Musik, sind nicht fliessend, sondern ziemlich kantig. Ein Sound welcher Andrea Bignasca erkennbar macht.

Fredi Hallauer

HOMEWARDS

EP: „Is This Still Who I Am?“ (DMB Records)

Das Zürcher Quintett lässt ihrer rohen Energie freien Lauf. Die beiden Gitarren füllen die Freiräume zwischen den harten Schlagzeugschlägen, darunter der Bass und über alles eine raue und schreiende Stimme. Rock pur, Punk, Hardcore höre ich, aber wenig von Melancholie, wie es das Label anpreist. Dieses Album ist nur für hart gesottene Fans zu empfehlen.

Video: https://www.youtube.com/watch?v=_KLzuCJhHc0

Fredi Hallauer

OH TELEPHONE

Album: „Kill Kill“ (Voodoo Rhythm Records)

Das Quartett aus Bern mit Wurzeln im Kanton Glarus spielt echten Psych Punk. Die Gitarren zersägen die Luft, die Schreie der Sänger tun das gleiche, dazu ein wildes Schlagzeug und ein rumpelnder Bass. Das ist nicht Musik für jedermann, aber guter Punk in verschiedenen Spielformen. Zwischendurch spielen die Gitarren fast meditative Loops, bis dann die Vocals einen wieder in die Wirklichkeit zurückholen. Eine Band mit einem Album, welches zum Slogan von Voodoo Rhythm Records passt „Records To Ruin Any Party“.

Hier geht es zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=3_zVvOWCe-A

Fredi Hallauer

THE BUDGET BOOZERS

Album: „Love you, hate you“ (Voodoo Rhythm Records)

Das anonyme Quartett aus dem Raum Bern – Solothurn frönt dem Glam Punk Rock Bubblegum und haut einem in 25 Minuten zehn Titel um die Ohren. Ihre Musik macht Spass. Mal ist es wilder, schräger, dann wieder melodiöser und immer noch schräg. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Perkussion und weibliche und männliche Gesangsstimme stehen für diese tollen Sounds zur Verfügung. Ein Song ist Mundart und der ist stark. So hat man Mundartrock noch selten gehört. Kaputte Welt und Lebensfreude treffen da aufeinander und erzeugen positive Gefühle. Selbstverständlich kann man auch abtanzen dazu.

Fredi Hallauer

REVEREND BEAT MAN AND THE UN-BELIEVERS

Album: „Get On Your Knees“ (Voodoo Rhythm Records)

Was Reverend Beat Man mit seinen Un-Believers hier bietet, ist wiederum wunderschön schräg. Die Musik ist wohlklingender Americana, ja manchmal Country, das Schlagzeug hämmert schräg hinein und dann kommt Reverend Beat Man’s dunkle Stimme, rau und wild dazu. Er singt nicht nur, er predigt und bittet die Hörer:innen auf die Knie, er betet und fleht Gott an, ihn vor der Hölle zu schützen, lässt die Glocken für sich läuten und dann wird er wieder ungläubig und singt genau das Gegenteil. So wie ich die Texte verstehe, ist das keine Blasphemie, sondern die Auseinandersetzung zwischen gläubig und ungläubig sein. Diese Auseinandersetzung ist gut gelungen und erst noch ein Genuss.

Fredi Hallauer