Live: Albumtaufe „No More Tears“ im BeJazz am 22. April 2022

Der Abend startete mit dem Poffet Trio ohne Gäste, nämlich Myria Poffet (Piano, Gesang) Michel Poffet (Kontrabass) und David Elias (Schlagzeug). Myria Poffet reihte die Töne aneinander wie eine Perlenkette, Michel Poffet liess seinen Kontrabass singen oder entlockte ihm wilde, rhythmische Harmonien und David Elias würzte das ganze mit seinen Drums. Beim zweiten Stück kamen Thomas Knuchel an der Trompete und Marc Stucky am Tenorsaxophon dazu. Sie stimmten in die wunderschöne Melodie des distinguirten Jazz vom American Songbook ein, bliesen Chöre und schöne Soli, bis sie sich dann losrissen und richtig zusammen loslegten und nahe an Free Jazz kamen, was auch die anderen Musiker*innen mitriss. Plötzlich hatte eine unsichtbare Kraft, alles wieder im Griff und der Song endete wie er begann als wäre nichts gewesen. Solche spannende Momente gab es viele an diesem Abend, mit Ausflüge in BeBop oder in den Pop.

Myria Poffet spielte nicht nur herrlich den Flügel, nein sie sang ebenso, fein und ausdrucksstark, schmeichelnd und gefühlvoll. Das Repertoire umfasste vor allem das neue Album mit Klassikern des Jazz, mit bearbeiteten Songs von Tom Waits, Britney Spears oder Double. David Elias arbeitete wie ein Wecker und dazwischen zeigte er, dass er auch voll Gas geben kann und liess die Stöcke nur so wirbeln. Die Bläser spielten sehr vielseitige Soli oder Begleitungen und Michel Poffet war sowieso wiederum eine Klasse für sich.

Fredi Hallauer